11/28/2007

Gute Stimmung gegen Amerika

Hip Hop hat in Deutschland Hochkonjunktur: Vor kurzem stellte Außenminister Steinmeier sich gemeinsam mit Koucher in den Background-Chor des "Sängers" Muhabbet, der sich nun als "Rapper" missverstanden fühlt. Und bei den Jüdischen Kulturtagen sorgte die Gruppe DAM dafür, dass auch Juden sich als Nazis fühlen können.

Beim DGB in Nürnberg, verbreitete nun die Gruppe "Die Bandbreite" gute Stimmung gegen Amerika. Gegen Lehrstellenmangel und die Vereinigten Staaten tanzt es sich gut: Die Angriffe auf Pearl Habour seien von den USA inszeniert gewesen, rapt die Bandbreite, damit die Ölgierigen Amis die friedliebenden Deutschen hätten angreifen können. Ebenso sei der Massenmord am 11 . September - wer hätte das gedacht - von der US-Regierung verübt worden:
Gegen Azubi-Ausbeute und Lehrstellenmangel: Zunächst ging es auf dem Aktionsfest der Gewerkschaftsjugend am Samstag in Nürnberg um klassische Inhalte. Doch als die Duisburger Gruppe "Die Bandbreite" die Bühne betrat, waren Gewerkschaftsthemen passé. Lautstark wetterte sie gegen US-Präsident George W. Bush und den Irak-Krieg. Ihre Botschaft: Der 11. September sei von den USA inszeniert worden, um den Einmarsch in Afghanistan und in den Irak zu legitimieren. Damit sorgen sie auch im Internet für Aufsehen, so bei YouTube, wo das Video zu ihrem aktuellen Song "Selbst gemacht" bereits tausendfach angeklickt wurde.

"Ich habe sehr viel recherchiert, habe Dokumentationen angeschaut und im Internet geforscht", sagt Wojna zu SPIEGEL ONLINE. Er wolle die Wahrheit verbreiten, seine Wahrheit: "Die Amerikaner sind selbst für den Terrorismus verantwortlich."

"Ich hör das zum ersten Mal", sagt Mario Patuzzi, Landesjugendsekretär des DGB Bayern, der die Veranstaltung mitorganisiert und auch daran teilgenommen hat. Die verbalen Entgleisungen von "Bandbreite" will er nicht mitbekommen haben. Matthias Jena von der IG Metall Bayern zeigt sich, von SPIEGEL ONLINE mit den Textzeilen konfrontiert, schockiert: "Wir teilen in keiner Weise diese abstrusen Theorien."

Die USA als Täter und nicht als Opfer des 11. September, das ist eine beliebte These unter Verschwörungstheoretikern. Die Musiker von "Bandbreite" holen in ihrem Lied zum historischen Rundumschlag gegen die US-Politik der vergangenen 60 Jahre aus: vom Zweiten Weltkrieg über Vietnam hin zu Afghanistan und Irak.

"Die USA sind immer mit Lügen in einen Krieg eingestiegen", rechtfertigt Wojna gegenüber SPIEGEL ONLINE seinen Text, in dem er die USA beschuldigt, sie hätten die eigenen "Leute geopfert im Massaker von Pearl Harbor, ja die bösen Japaner, die euch nur dabei halfen, endlich mit in den Zweiten Weltkrieg einzugreifen".

Als ich sah, wie Steinmeier sich ungelenk zu Muhabbet's Deutschlandlied bewegte, musste ich lachen: Drei Tage lang konnte ich mich daran erfreuen, wie blöd der deutsche Außenminister ist. Solch ein Witz ist jedoch schnell erschöpft: Selbst wenn DGB-Chef Michael Sommer persönlich auf der Bühne gestanden hätte, um die Lippen zum antiamerikanischen Sprechgesang zu bewegen, wäre er nicht halb so lustig gewesen wie Steinmeier. Außerdem fehlt dem DGB Steinmeiers Pointe: Der Außenminister wollte sich für Integration einsetzen und stellte sich zu diesem Zweck mit jemandem vor die Kamera, der dazu aufruft Ayan Hirsi Ali zu ermorden. Die deutschen Gewerkschafter hätten sich schon etwas besseres einfallen lassen müssen, um einen Hit zu landen. Ein Deutsch-Amerikanisches Freundschaftsfest wäre zum Beispiel ein geeigneter Anlass für einen Auftritt von "Die Bandbreite" gewesen.

(Hat-Tip: Gripsiltis)

Update:
Siehe auch: Die volle Bandbreite

2 comments:

Anonymous said...

lol, die Jungs sind Spitze!

Leonard Zelig said...

Ja, ich finde das Foto unglaublich!