6/18/2008

Taschenlampenlichterkette in Tempelhof

Manchmal fragt man sich, wie bestimmte Personen darauf kommen, dass mich ihre Mails interessieren würden. Offenbar gibt es Leute, die sich keine Gedanken darüber machen, wem sie da eigentlich mit ihren dummen Informationen auf die Nerven gehen. Heute rufe ich meine Mails ab und siehe da:
Liebe Freunde des Flughafens Berlin-Tempelhof,

der Berliner Senat hat mit den Stimmen von SPD, Linken und Grünen im Abgeordnetenhaus beschlossen, den Flughafen Tempelhof zum 31.10.2008 unwiderruflich zu schließen. 529 880 Wählerstimmen (60,1% der abgegebenen Stimmen) bei Berlins erstem Volksentscheid dürfen nicht einfach ungehört verhallen.

Zum Vergleich: Die SPD unter Klaus Wowereit hat es 2006 gerade mal auf 424 054 Zweitstimmen (17,4% aller Wahlberechtigten) gebracht. Es genügen 5% der Wählerstimmen, um ins AGH von Berlin einzuziehen, 185 185 (7,63% aller Wahlberechtigten) Zweitstimmen genügten der Linken, um drei Senatoren im Roten Rathaus zu stellen. Insgesamt vereinen die Regierungsparteien 609 239 Stimmen auf sich, das waren 2006 insgesamt 25,1% aller Wahlberechtigten von Berlin.
Welche Legitimation haben unsere Volksvertreter, wenn

74,9% der Wähler diese Parteien nicht gewählt haben?

Wir alle wissen, dass die Politikverdrossenheit in unserem Land zunimmt, nicht weil wir politisch nicht mehr interessiert sind, sondern weil wir Wähler glauben, sowieso nichts an den politischen Verhältnissen ändern zu können. Ich sage Ihnen ganz deutlich:

Yes, we can! Ja, wir können!

Lassen Sie uns gemeinsam ein Zeichen setzten. Zum

60. Jahrestag

des Beginns der Berliner Luftbrücke am

Dienstag, 24. Juni 2008, von 20-23 Uhr

wollen wir eine Menschen- und Lichterkette entlang des Flughafens Tempelhof bilden.

(aus Brandschutzgründen NUR Taschenlampen und KEINE KERZEN)
Obwohl dieser blöde Flughafen mich kein bisschen interessiert, bin ich nun der Meinung, dass man das blöde Ding am besten abreissen sollte. Dieses Schreiben ist so dermaßen blöde, dass es mich davon überzeugt hat, dass es sich bei den Gegner der Flughafenschließung um einen Haufen von Knallchargen handelt, die ihre Lichterketten aus reinem Ressentiment veranstalten.

Wenn man bedenkt, dass es sich um einen Flughafen handelt, auf dem die Sicherheitsbeamten sich die Zeit damit vertreiben Leute festzunehmen, würde man durchaus erwarten, dass der Tempelhofverein wenigstens einen Grund dafür anführen würde, weshalb man das Ding stehen lassen sollte.

Bei der Taschenlampenlichterkette geht es darum, sich betroffen zu zeigen. Man wird mir nun vorhalten, ich sei derjenige, der hier Ressentimentgeladen argumentiert. "Wo bitteschön", wird man mir entgegenhalten, "gibt es in dem Text einen Anhaltspunkt dafür, dass es um Betroffenheit geht?"

Darauf kann ich jedoch eine Antwort geben: Im Briefkopf!


Deshalb sage ich: Reißt das dämliche Ding ab, damit ich von diesem Spam verschont bleibe.

Und wenn man nun behauptet, das könne man doch nicht tun, werde ich entgegnen:

Yes, we can!

No comments: