6/07/2008

Neues von Fathollah-Nejad

In den letzten Wochen hat Ali-Fathollah-Nejad, ein Aktivist der Organisation CASMII gleich mehrere Texte über die Iran-Konferenz in Berlin verfasst, in denen die Konferenz in den Kontext einer geheimen Verschwörung kriegstreiberischer Neokonservativer gestellt wird, die sich gegen den als verfolgte Unschuld imaginierten Iran verschworen hätten. Das ist natürlich der übliche Quatsch, den die Verteidiger der Mullahs immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen und wäre deshalb nicht weiter der Erwähnung wert gewesen. Allerdings haben sich die Angriffe von Fathollah-Nejad unter anderem gegen Thomas von der Osten-Sacken gerichtet, der einen der besten Vorträge auf der Iran-Konferenz gehalten hat. Und da dieser in den letzten Tagen immer wieder mit den Lügen konfrontiert wurde, die der CASMII-Aktivist über ihn verbreitet hat, ist es angebracht ein weiteres Mal darauf hinzuweisen, wer sich hier eigentlich gegen die vermeintlichen neokonservativen Kriegstreiber ausspricht: Ein Aktivist, der für eben jenes Regime in die Bresche springt, das jeden zweiten Tag dazu aufruft, Israel zu zerstören. Osten-Sacken hat ein paar Anmerkungen zu den jüngsten Texten von Fathollah-Nejad verfasst, die sich auf den Seiten des WADI-Blogs finden lassen:

Da er [Fathollah-Nejad, LZ] sich offenbar auf meinen Vortrag in Berlin eingeschossen hat - vielleicht auch, weil jene anwesenden Iraner, die der Opposition angehörten, diesen Beitrag mit besonderem Applaus bedachten – und ich in den vergangenen Tagen mehrfach auf diese Artikel angesprochen wurde, sehe ich mich genötigt an dieser Stelle kurz zu reagieren.

Herr Fathollah-Nejad ist clever und deshalb fügt er Teile meines Vortrages so zusammen, dass ein neuer Sinn entsteht, ganz so als wäre es mir in meinem Vortrag nicht um die Vision eines demokratische, säkularen, föderalen, auf der Gleichheit der Geschlechter fußenden zukünftigen Nahen Osten gegangen, sondern als hätte ich vom Podium dazu aufgerufen „Islam-Nazis“ tätlich anzugreifen. Vermutlich ist er nicht davon ausgegangen, dass alle Beiträge der Berliner Konferenz seit einiger Zeit als Mp3 Dateien herunterladbar sind. Wer also will, mag sich hier anhören, was ich gesagt habe und es mit den „Zitaten“ von Herrn Fathollah-Nejad vergleichen.

Hätte sich seine „Kritik“ nur gegen mich gerichtet, wäre mir, wie schon in Dutzenden ähnlichen Fällen zuvor, das Ganze einer Reaktion allerdings kaum wert gewesen. Der Mann verfolgt seine Interessen, und da es sicherschwer ist, das iranische Regime als dialogbereites, nettes Gebilde darzustellen, verstehe ich nur zu gut, warum eine Denunziation seiner Gegner einfacher und effektiver ist. Und wenn der Mann in Verbindung mit CASMII steht – und der obige Link legt dies nahe - so ist es sogar seine Pflicht, alles zu unternehmen, um das iranische Mullahregime zu schützen und in der westlichen Öffentlichkeit schön zu reden. Soll er dies auch weiterhin tun, es finden sich offenbar genügend Publikationen, die ihm gerne und viel Platz dafür zur Verfügung stellen. (Publikationen nebenbei, in denen man Artikel von iranischen Oppositionellen meist vergeblich sucht.)

Solange Herr Nejad sich lediglich mit meiner Person und meinen Äußerungen befasst, sei es ihm belassen, mich weiterhin als Baseballschläger schwingenden neokonservativen Israellobbyisten darzustellen; nur geht er in einem englischen Text einen Schritt weiter, denn er versucht, über meine Person die Organisation WADI als rassistischen Verein darzustellen.

Da nämlich steht, versteckt in eine Fußnote, der folgende Satz:

Due to Von der Osten-Sacken’s anti-Muslim agitation, the already independent WADI Austria recently dissolved from the main German organization to become what is now LEEZA.”

Woher hat er diese Information? Aus dem Netz nicht; mir ist keine derartige Erklärung von LEEZA bekannt. WaEs gibt viele Gründe, warum Wadi-Österreich sich von WADI e. V. einvernehmlich getrennt hat. Die jeweils unterschiedliche Haltung gegenüber dem iranischen Regime und seinem Atomprogramm war eine. Meine vermeintlich antimuslimische Propaganda, so weit mir bekannt ist, keine. Und einen Beleg für seine Behauptung wird der Autor nicht in der Lage sein zu liefern. Aber darum geht es ihm auch nur bedingt. Seine Intention ist eine andere: Herr Fathollah geht es um das Wörtchen „antimuslimisch“. Das unterscheidet sich auf den ersten Blick scheinbar kaum von dem hirnrissigen Kampfbegriff „islamophob“, der ansonsten gegen einen ins Feld geführt wird. „Antimuslimische“ Agitation aber ist nicht mehr gegen Religion im Sinne von Religions- bzw. Ideologiekritik gerichtet, sondern gegen konkrete Menschen, die sich als Muslime definieren. Wer „antimuslimische Agitation“ betreibt ist kurzum Rassist, kein Kritiker.
Angeblich also haben ehemalige Kollegen von mir sich von WADI getrennt, weil ich ein Rassist sei. Nun weiß Herr Fathollah-Nejad so gut wie ich, dass er sich grün und blau suchen kann, ohne je auch nur eine rassistische Äußerung von mir zu finden. Deshalb unterstellt er mir dies auch nicht direkt, dann nämlich hätte er ein Verfahren am Hals, dass er verlieren würde, sondern legt die Behauptung anderen in dem Mund.

Nebenbei ist Osten-Sacken sehr vorsichtig, was Fathollah-Nejads Verbindungen zu CASMII angeht. So schreibt er:
Besagter Herr Fathollah-Nejad firmierte noch bis vor kurzem als deutscher Ansprechpartner der Organisation CASMII, die seit langem in begründetem Verdacht steht, eng mit dem iranischen Mullahregime verbandelt zu sein und als dessen Sprachrohr in Europa und den USA aufzutreten.
Noch bis vor kurzem? Wenn man eine Anfrage an CASMII richtet, um nach Referenten zu fragen (was ich vor kurzem getan habe), bekommt man eine Antwort von Fathollah-Nejad, der sich selbst als Referent anbietet und erklärt, die Anfrage sei von CASMII an ihn weitergeleitet worden. Offenbar ist er also dafür zuständig, Anfragen für die Organisation zu bearbeiten. Und natürlich schmückt sein Konterfei nach wie vor die Liste der CASMII-Aktivisten. Das Problem ist nur, dass Fathollah-Nejad nicht mit den Mullahs in Verbindung gebracht werden möchte, da er sich seinen Ruf als objektiver und nüchterner Wissenschaftler bewahren möchte, der sich eben nicht auf Propagandatour für die Mullahs befindet, sondern angeblich ernsthafte Forschungsergebnisse präsentiert. Und eben dashalb ist er auf keiner der Veranstaltungen, auf denen er aufgetreten ist, als Mitglied von CASMII, sondern als "Politologe", "Wissenschaftler" oder dergleichen angekündigt worden. Der Mann ist nach wie vor ein Vertreter des Mullahregimes, der sich nicht traut, offen auszusprechen, dass er als Mitglied von CASMII nicht nur die Bombe, sondern auch die Unterdrückung der iranischen Opposition mitträgt.

Update:
Beim WADI-Blog gibt es außerdem einen kurzen Beitrag über CASMII und die Revolutionären Garden.

1 comment:

Kim Mullins said...

Great blog I enjoyed reading