6/06/2008

Filistina in Hannover

In Hannover, wo dieses Wochenende der Afghanistankongress stattfinden wird, findet auch eine Veranstaltungsreihe über "Filastina" statt, über einen Staat also, den es nicht gibt. Geladen sind dort lauter alte Bekannte, wie zum Beispiel Udo Steinbach, dem unaufhörlichen Apologeten des palästinensischen und islamischen Terrors gegen Israel und die Juden, der sich nicht geschämt hat, die antisemitische Terrorintifada mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto gleichzusetzen oder Rolf Mützenich, einem der außenpolitischen Berater von Frank Walter Steinmeier, der kein Problem damit hat, in den Libanon zu fahren, um dort gemeinsam mit der Hisbollah gegen Israel zu hetzen. Solche antiisraelischen Veranstaltungsreihen sind keine Seltenheit und finden gerade zum 60. Geburtstag des jüdischen Staates an allen Orten statt, fühlt man sich doch gerade hierzulande der palästinensischen Sache eng verbunden. Nicht nur Steinbach und Konsorten wäre es am liebsten, wenn der Staat Israel endlich "von der Landkarte gewischt" werden würde, ein Anliegen das die Israelhasser in Hannover mit ihren Freunden in "Filistina" eint.
Als Anliegen von Filistina weisen die Veranstalter aus, „auf die kulturelle, soziale und politische Existenzberechtigung des palästinensischen Volkes in einem gleichberechtigten Staat“ aufmerksam machen zu wollen und behaupten damit implizit eine existentielle Bedroht-heit des Volkes, welches sich doch erst in der Feindschaft gegen die Juden konstituiert hat. Und gerade weil die palästinensische Identität wie die deutsche auf nichts anderem beruht als auf irrationaler Feindschaft, muss sie sich permanent bedroht fühlen und um sich schlagen, sowie sich selbst als Kulturnation mit aller-lei Tradition und Folklore inszenieren. In solcher Inszenierung wird aber tatsächlich die nur durch Gewalt und Feindschaft konstruierte Identität fetischistisch als ewige Naturtatsache aufgeblasen, um im Karneval der kulturellen Vielfalt seinen festen Platz einzufordern und das Individuum - subsumiert unter das Kollektiv - in den Kulturkerker zu sperren.

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Auch die famose Forderung des Rückkehrrechts der palästinensischen Flüchtlinge, die garantiert auch bei „Filistina“ wieder erhoben wird, weiß ganz genau um seine Implikationen, die verschwiegen werden. Wie kommt es denn, dass der Flüchtlingsstatus sich auf die nachfolgenden Generationen vererbt und diese nach 60 Jahren immer noch in sogenannten Flüchtlingslagern leben? Doch wohl nur, um diese von den arabischen Staaten und der palästinensischen Führung als Anklage und Druckmittel gegen Israel zu instrumentalisieren. Hierin, wie auch bspw. in der missbrauchenden Benutzung der Gaza-bevölkerung durch die Hamas, wenn sie ihre Raketen aus Wohnsiedlungen abfeuert oder den Menschen Nahrung und Versorgung vorenthält, um Israel die Schuld zuzuweisen, zeigt sich die vollkommene Menschenfeindlichkeit der palästinensischen und arabischen Führer. Die Ablehnung des Rückkehrrechts durch Israel allerdings ist alles andere als behaupteter Rassismus. Denn die mittlerweile über Generationen stark zugenommene Zahl der sogenannten Flüchtlinge, die stark antisemitisch aufgehetzt sind, würde nicht nur die Sicherheit Israels gefährden, sondern auch die notwendige Besonderheit Israels als jüdischer Schutzraum in einer antisemitisch strukturierten Welt in Frage stellen. Und genau darum geht es den Antisemiten: Die Juden wieder wehrlos zu machen, um über sie verfügen zu können, d.h. perspektivisch sie zu verfolgen und zu vernichten. Es lässt sich also feststellen, dass Filistina nichts anderes ist als ein geschichtsrevisionistisches und antizionistisches Projekt deutsch-palästinensischer Waffenbrüderschaft, welches den Holocaust relativiert und völkisch-kulturalistischen Nationalismus vermittelt.
Diese Zeilen kommen aus einem Flugblatt der Gruppe Anomy Hannover, in dem ausführlich über die Veranstaltungsreihe informiert wird, zu der nur die Crème de la Crème der antizionistischen Prominenz geladen wurde. Da erfährt man zum Beispiel, dass es sich um eine Initiative der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft handelt, deren Vorsitzender dem Namen seiner Organisation alle Ehre macht und sich mit der Hamas und dem palästinenschischen "Volkswillen" solidarisiert. Da das gesamte Flugblatt erst in den nächsten Tagen online gestellt wird, sei hier bereits ein Auszug dokumentiert:
Die maßgeblichen Veranstalter sind Raif Hussein und Wilhelm Wortmann. Im Interview mit der völkischen Tageszeitung Junge Welt vom 4. Februar 2006 verurteilt der Vorsitzende der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, Raif Hussein, die „Widerstandsstrategie“, wie er es nennt, der per Volkswillen zur Regierung des Terrors aufgestiegenen Mörderbande der Hamas. Diese erklärt in ihrer Organisationscharta, was die Deutschen spätestens seit Adolf Hitler wissen, nämlich dass die Juden hinter allen Kriegen und Übeln in der Welt stecken, hinter Kapitalismus wie Kommunismus, um die Weltherrschaft zu erlangen, was in der Charta mit den Protokollen der Weisen von Zion „belegt“ wird. Die Selbstmordattentate, dieses „Sein zum Tode“, deren erklärtes Ziel es ist, im Namen Allahs und des palästinen-sischen Volkskollektivs, also aufgrund von Aberglauben, möglichst viele Juden in Stücke zu reißen, diese beste deutsche Tradition verurteilt Hussein nicht etwa aufgrund ihrer barbarischen Raserei, aufgrund des wahllosen Tö-tens von Menschen, weil sie Juden sind, nein, er verurteilt sie, weil sie „der palästinensischen Sache mehr geschadet“ hätten „als alles andere in den vergangenen 40 Jahren“ - also aus demselben Grunde wie ein Mo-hamed Mahathir, ehemaliger malaysischer Minister-präsident, Selbstmordattentate ablehnt, da sie für einen langangelegten „Endkampf“ der Muslime gegen die Juden hinderlich und kontraproduktiv seien. Er verurteilt sie also aufgrund eines „Antisemitismus der Vernunft“, der schon die Initialisierung des deutschen Vernichtungs-programmes war. Hussein möchte aber nicht vorschnell pauschalisieren: So differenziert er innerhalb der Hamas, die sich auf das Töten von Juden eingeschworen hat, zwischen Gemäßigten und Radikalen, also zwischen Leuten wie Hussein, Mahathir und Hitler einerseits und den ungestümen Suizidbombern andererseits.

Der Westen allerdings, so weiß Hussein, wolle die Hamas und damit das „Volk“ nur erniedrigen, also in ihrem erhabenen islamischen Ehrgefühl verletzen, wenn er darauf dränge, Israel anzuerkennen, wodurch die Radi-kalen gestärkt würden. Was ja nur heißen kann, dass die Existenz Israels - und also der Juden - das islamische Ehrgefühl verletzt und daher aus Gründen der Würde Israel vernichtet werden müsse. Weiter spricht er von einer „Apartheitsmauer“, womit er die Sicherheitsbar-riere meint, die bereits viele willige Massenmörder von ihren Taten abgehalten hat. In Verdrehung seiner eigenen Wünsche branntmarkt er damit Israel als rassistisch und faschistisch.

In einem Interview der Rechtspopulisten von Linksruck bezeichnet er Israel überdies als „koloniales Projekt“, womit er durchblicken lässt, dass er Israel erstens keine lange Lebenszeit mehr gewähren möchte, da ein Projekt nur etwas Vorübergehendes ist, und zweitens wärmt er die Mär der jüdischen Weltverschwörung auf, indem er Israel zur nur jüdischen Kolonie degradiert, was ja heißen muss, dass es dazu noch das entsprechende jüdische Imperium geben müsse, welches in der antisemitischen Fabulation letztlich die ganze Welt sei, im engeren sich aber aktuell meist auf die USA konzentriert. Da dem Antisemiten die jüdische Schuld immer schon a priori feststeht, weiß auch Hussein, dass es Israels schuld sei, dass die Hamas neben den besorgten Geldern aus Europa nun auch großzügig vom Iran fürs Judenmorden belohnt wird. Was die Anti-semiten den Juden antun wollen, das behaupten sie als jüdische Machenschaft. So wollen Nationalsozialismus und Islamismus die Weltherrschaft und behaupten darum, die Welt vor einer jüdischen Weltherrschaft retten zu müssen.

So ist Hussein auch Unterzeichner eines Aufrufs zur Bildung eines internationalen Komitees für den Schutz des „palästinensischen Volkes“ vor der „schleichenden ethnischen Säuberung“, des „Völkermordes“, den die Israelis angeblich an den Palästinensern voll-ziehen würden, wobei doch die Wahrheit ist, dass die meisten Palästinenser durch andere Palästinenser bei in-ternen Machtkämpfen und beim Vollzug von islamischen Strafen gegen Sünder und vermeintliche Kollaborateure ihres Lebens beraubt werden. Hierbei handelt es sich also abermals um eine Projektion eigener Absichten und zugleich um eine deutscherseits gern gesehene geschichts-revisionistische Umkehr.

Wilhelm Wortmann seinerseits führt den Nahostkonflikt ursächlich auf die Einwanderung jüdischer „Eindringlinge“ zurück. Während er einen behaupteten israelischen „Staatsterror“ verurteilt, gesteht er den PalästinenserInnen das Recht auf Widerstand in verschiedenen Formen zu, womit er den Aufruf zum Judenmord nur notdürftig verschleiert. Nicht ein sprachlicher Faux-pas unterläuft ihm, wenn er als israelische Intention zum Bau der Sicherheitsbarriere angibt, sie diene dazu, „den arabischen Lebensraum hermetisch abzuschließen“, sondern seine eigenen Sehnsüchte offenbaren sich in der Verwendung des nationalsozialistischen Terminus „Lebensraum“, den es gegen jüdische „Eindringlinge“ zu verteidigen gelte, in der Projektion auf das Objekt seiner Sympathien. Deswegen findet er auch, dass die arabi-schen Länder 1947 „aus nachvollziehbaren Gründen“, die er verschweigt, den UN-Teilungsplan ablehnten. Und daher bleibt auch das Selbstbekenntnis „Wir als Europäer - und als Deutsche“ nicht aus, woraus eine besondere Verantwortung für Palästina erwachse, weswegen „wir“ „um so unerbitterlicher“ Fragen an Israel stellen müssten. Die eigentliche Intention seiner Palästinasolidarität verkündet er sogleich in einem vorangestellten, unbelegten Zitat eines „bekannten Israelis“: „Mit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 hat Israel seine Unschuld verloren!“ Darum geht es dem deutschen Palästinafreund: Um die jüdische Schuld, die von deutscher Schuld entlastet und dazu herausfordert, sie – gerade als Deutscher – anzukla-gen, also um die Fortsetzung der deutschen Obsession, den jüdischen Störenfried unaufhörlich zu jagen.
In den nächsten Tagen wird der gesamte Text auf den Seiten der Gruppe Anomy Hannover online gestellt. Mittlerweile ist das Flugblatt in voller Länge im adf-Forum zu finden.

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