6/26/2008

"Polizeiausstattung" made in Germany

Auf den Seiten der Achse des Guten findet sich der folgende Link:
7. internationale Messe für Polizeiausstattung in Teheran
25.06.08

Teheran (IRIB) - Die 7. internationale Messe für Polizei- und Sicherheitsausstattungen beginnt heute (Mittwoch) auf dem ständigen internationalen Messegelände in Teheran.

Laut unserem IRIB Reporter nehmen 114 inländische Unternehmen, sowie 32 ausländische Firmen aus Japan, Italien, Taiwan, China, Kanada, Deutschland, Frankreich, Südkorea, Singapur, den Niederlanden, England, Neuseeland, Belgien, der Schweiz und Spanien an der am heutigen Mittwoch beginnenden Messe teil.

Die Vorstellung der neusten Errungenschaften bei der Herstellung sowie neuer Technologien hat unter anderem zum Ziel, die Beziehungen zwischen inländischen und ausländischen Herstellern und Unternehmern zu intensivieren.
Wofür die Polizei im Iran zuständig ist, kann sich jeder halbwegs vernünftige Mensch denken. Dennoch empfiehlt es sich, genauer darauf zu schauen, was "innere Sicherheit" im Iran bedeutet und wobei deutsche Unternehmen den Mullahs unter die Arme greifen.

Die Islamische Republik folgt ganz dem Rechtsverständnis von Ayatollah Chomeini, der in seinem Buch über die Islamische Regierung geschrieben hatte:
„Wer über die Muslime und die menschliche Gesellschaft herrscht, muß stets die allgemeinen Aspekte und Interessen im Auge haben; persönliche Erwägungen und Neigungen dürfen keine Rolle spielen. Aus diesem Grund hat der Islam den Interessen der Gesellschaft viele Menschen geopfert; viele Menschen wurden im Interesse der Gesellschaft beseitigt. Der Islam hat viele Stämme ausgerottet, da sie Verderbensstifter und schädlich für die Gesellschaft waren.“ (Chomeini: Islamischer Staat. Hrsg: Klaus Schwarz. Berlin 1983. S. 98)
Wenn in Chomeinis Schriften von den göttlichen Gesetzen, von Recht und Gerechtigkeit die Rede ist, dann geht es meistens um den Akt der Strafe, um das Abhacken von Händen, Auspeitschen und anderen Gewalttätigkeiten. Die Grundlage der Islamischen Republik ist die Vorstellung von der spirituellen Erhöhung des Menschen durch Repression, so dass ein direkter Zusammenhang zwischen Strafe und ihrem Resultat, der Verbreitung islamischer Tugen, besteht. Erst vor kurzem erklärte Ali Khameini, dass es notwendig sei, die Hände von Dieben abzuhacken, um die Kriminalitätsrate zu senken:
Ali Khomeini, mullahs' Supreme Leader's representative in the southern province of Fars on Monday regreted not being able to cut what he called "common thief's hand" to fight the high crime rate in mullahs' rule, reported the state-run news agency Fars on Monday.

Mohi-al-din Hayeari, Shiraz Friday prayer leader and Khomeini's representative met with the Fars Province prosecutor and his deputies on Monday.

He made it clear that since the Iranian regime" is not able to cut the hand of a common thief because of human rights issues" and the pressure it "faces today for implementing the Islamic codes," the crime rate is growing.

Allein in diesem Monat hat der Nationale Widerstandsrat des Iran, eine Organisation die ebenfalls einen Islamischen Staat anstrebt, deren Informationen sich in der letzten Zeit aber als ehr verlässlich erwiesen haben, gleich auf mehrere Hinrichtungen aufmerksam gemacht, die im Iran zur Zeit en masse vollstreckt werden. Auf den Seiten des Widerstandsrates heißt es dazu:
The clerical dictatorship, unable to deal with widespread strikes and protests by workers, students, women, teachers and youths, has stepped up suppression and executions in Iran.
Die entsprechenden Berichte finden sich hier:
Iran: Three young men face gallows
Iran: 11 prisoners to be hanged on Wednesday
17-year-old boy hanged along nine others in two days in Iran
Iran: Four prisoners hanged in Mashhad
Iran: Two hanged in Chabahar and Zahedan
Iran: A young man hanged in southern Iran
Iran: Imminent hanging of four prisoners as "hooligans and thugs"
Da das iranische Regime im Moment von diversen Streiks und Protesten erschüttert wird und da ein großer Teil der jungen Generation des Landes keine Lust mehr hat, sich den islamischen Sittengesetzen zu unterwerfen, werden die Bestrebungen zur Aufrechterhaltung der "inneren Sicherheit" zunehmend intensiviert.
In past three months, the State Security Forces (SSF) -- mullahs' suppressive police -- stopped more than 200,000 people in the streets under the pretext of "importer dressing" in the northwestern Azerbaijan province and Isfahan in central Iran. Brig. Gen. Amir-Abbas Soufivand, chief of security in Isfahan, said, "In compliance with the plan to double the number of chastity patrols for combating improper dressing in the streets of Isfahan, this year, we will deal swiftly with men and women undermining the security… the security patrols have given oral warnings to 2,300 individuals with improper outfits. The police also have taken written pledges from the offenders not to repeat their actions. Since the start of the new Iranian year (beginning on March 20), more than 188,000 individuals have been stop on the streets of Isfahan for oral warnings," reported the state-run news agency Fars on May 28.
Seit April 2007 verfolgt der islamische Staat ein Programm zur "Verbesserung der öffentlichen Sicherheit", durch das immer schärfere Repressionsmaßnahmen durchgesetzt werden. In diesen Zusammenhang fällt zum Beispiel die Kampagne zur Aufrechterhaltung der Geschlechterapartheid.

Frauen, die nicht angemessen gekleidet sind, dürfen seit neustem keine Taxis mehr benutzen:
Head of the mullahs' Chastity Headquarters in the central city of Isfahan announced on Sunday that starting June 4, no taxi is allowed to offer service to women deemed wearing "inappropriately."

"Our plan to stop women from riding bicycles has been successful. However, we have a lot more to do," added he.

The repressive arm of the mullahs has fallen especially hard on Iranian women who are enjoined from wearing "inappropriate" makeup and clothes that show any part of the hair or the legs. Bright colors are out too.

Wenn die "Sicherheitskräfte" auf Frauen treffen, die "unislamisch" gekleidet sind, lassen sie sich von ihnen die Adresse des Ladens geben, in dem sie ihre Anziehsachen gekauft haben, um ihn zu schließen. So soll die Verbreitung der falschen Kleider verhindert werden:
"The SSF agents have turned to a new tactic to combat mal-veiling since yesterday. Women wearing tight dresses are first advised not to appear in such an outfit any more and then the SSF members would close down the boutiques which sold them the clothes in the first place," added Fars.

Fars further wrote, "Young men with western hair style would be [pressed] by the SSF to come up with the addresses of the barber shops. Then the shop would be closed down by the security agents."

Die "Sicherheitskräfte" des Landes werden dazu eingesetzt, die Bevölkerung zu unterdrücken, wo es nur geht. Wenn das Regime zum Beispiel beschließt, den Iranern die Satellitenschüsseln von den Dächern zu schrauben, damit sie sich nicht mehr am "verdorbenen" westlichen Fernsehprogramm erfreuen können, muss die Polizei die Durchsetzung dieser Maßnahmen garantieren:

Some 2,000 people took to the streets in protest to confiscation of their satellite dishes from their roof tops in Vakil-Abad district of Mashhad, northeast Iran, on Friday. The protesters marched on the streets chanting slogans against the mullahs' president Mahmoud Ahmadinejad.

The State Security Forces (SSF) -- mullahs' suppressive police -- and paramilitary Bassij Force clashed with the angry protesters. The SSF wounded a number of demonstrators and arrested a number of others.

Es ist an dieser Stelle unmöglich, alle Maßnahmen aufzuzählen, die das Regime bisher ergriffen hat, um "öffentliche Sicherheit" zu gewährleisten.Von einer ganzen Reihe solcher Maßnahmen habe ich hier berichtet.

Auf jedem Fall wird an der teheraner Konferenz, an der sich auch deutsche Unternehmen beteiligen, sehr deutlich, wie schwer die neusten Sanktionen der EU den Iran treffen. Bei den Mullahs dürfte man sich zumindest sehr darüber freuen, neue Überwachungstechnologien aus dem Ausland präsentiert zu bekommen, mit denen sich die iranische Bevölkerung weiterunterdrücken lässt.

Mitte des Monats hat das Regime bereits angekündigt, die bisherigen Maßnahmen zu verschärfen:

Brig. Gen. Ismail Ahmadi-Moqaddam chief of the State Security Forces (SSF) – mullahs' suppressive police— announced that the so-called "boosting public security" plan will be followed full force.

However, "we will not announce, as it was done before, the various phases of the plan openly. Rather they will be implemented without noticing the public," added Ahmadi-Moqaddam.

"We will combat the improper dressing and other forms of immodest behavior and at the same time the SSF will continue with its undercover controls as well as advising the citizens how to behave," Ahmadi-Moqaddam said.

He emphasized that the force under his command would deal with "immodest outerwear swiftly." The so-called "boosting public security" plan was first introduced in April of 2007 by the SSF under the pretext of combating "mal-veiling" and "hooligans and thugs." However, the main targets of such suppressive plans are women and youths in Iran. In implementing the various phases of the plan, the SSF agents have put 1,200,000 women under street arrests and a large number of youths have been sent to gallows.

Und dabei helfen die Unternehmen aus "Japan, Italien, Taiwan, China, Kanada, Deutschland, Frankreich, Südkorea, Singapur, den Niederlanden, England, Neuseeland, Belgien, der Schweiz und Spanien ", die ihre neuen Technologien den Mullahs zum Verkauf anbieten.

6/25/2008

Deutsche in Amerika

Einer der wenigen Amerikanischen Filme, dem es gelingt ein realistisches Bild von den Deutschen zu zeichnen ist wohl The Big Lebowski:



Was ich davon halten soll, dass Uli Kunkel alias Peter Stromare sich nun ausgerechnet für Volkswagen vor die Kamera stellt, weiß ich auch nicht:

Über Sinn und Unsinn der europäischen Sanktionen

Die Mullahs können sich mittlerweile sicher sein, dass wirtschaftliche Sanktionen ihr Regime nicht zu Fall bringen werden. Die Atombombe ist in unmittelbare Nähe gerückt und damit auch der Militärschläg, der den von Ahmadinedschad angekündigten nuklearen Holocaust verhindern soll. Darüber ist man sich vor allem in Israel im Klaren, wo bereits die ersten Schritte für den Ernstfall unternommen werden. Allein im alten Europa klopft man sich begeistert auf die Schulter, weil man sich nach Jahre langem hin und her auf ein unbedeutenden Wischi-Waschi-Boykott geeinigt hat.

Nicht, dass es im Moment nicht notwendig wäre, den Iran zu schwächen, wo es nur geht, aber da es für die iranische Ökonomie nicht weiter gefährlich ist, wenn nun die Gelder der Bank Melli eingefroren werden, fragt man sich, was der ganze Zirkus überhaupt soll. Die Mullahs haben ihr Vermögen längst aus Europa abgezogen und können über den vermeintlichen Druck der EU nur lachen. Ahmadinedschad hatte genügend Zeit, um die Wirtschaft seines Landes auf die europäischen Maßnahmen vorzubereiten und hat kaum Probleme Geld ins Land zu holen. Da man in der EU ein paar Jährchen damit zugebracht hat, sich über den Sinn und Unsinn eines Iran-Boykotts zu streiten, ist es nicht weiter verwunderlich, dass man in Teheran genügend Zeit hatte, sich darauf einzustellen.

Hätten die Europäer früher gehandelt, dann wäre ein Angriff gegen den Iran nun vielleicht nicht mehr notwendig. Vielleicht hätte es gelingen können, die Mullahs mit wirtschaftlichem Druck vom Bau der Bombe abzuhalten. Aber diese Chance ist nun vertan. Dass die EU ausgerechnet in dem Moment damit beginnt Sanktionen zu verhängen, wo sie eigentlich in eine Militäraktion investieren müsste, zeigt nur ein weiteres Mal was passiert, wenn man einen Haufen Bekloppter in Brüssel über politische Fragen entscheiden lässt.

Nichts desto trotz haben die Sanktionen zumindest ein Gutes: Für diejenigen, die von den Geschäften mit dem Iran seit Jahren profitieren, könnte das plötzliche Engagement der EU unangenehme Folgen haben. Da diese Leute sehr genau wissen, mit was für einem Regime sie da seit Jahren Geschäftsbeziehungen pflegen, geschieht es ihnen nur recht, wenn sie nun dafür bezahlen müssen.

Allen Schadenfreudigen sei dieser Artikel über das rumgeheule der deutschen Industrie ans Herz gelegt.

6/21/2008

Veranstaltungsbericht der Gruppe Anomy Hannover

Die Gruppe Anomy Hannover hat gestern bei der Veranstaltung mit Norman Paech, die von der Volkshochschule Hannover in Kooperation mit dem Palästinaforum, Amnesty International und der Deutsch Israelischen Gesellschaft Hannover organisiert wurde Flugblätter verteilt und den folgenden Veranstaltungsbericht mit Bitte um Veröffentlichung verschickt. Er sei hier in voller Länge wiedergegeben:
"Die Kassam-Raketen sollten nicht immer so emotionalisiert werden"

Norman Paech verteidigt auf einer gemeinsamen Veranstaltung von Amnesty International, Palästina-Initiative und Deutsch-Israelischer Gesellschaft (!) am 20.6.08 in Hannover das Judenmorden. Ihm fungiert das Völkerrecht als Mittel, mit dem er in geschichtsrevisionistischer Absicht als Deutscher über Israel richten will, indem er Israel mit dem Nationalsozialismus gleichsetzt und den israelischen Juden die Schuld am Antisemitismus gibt. "Nach Maßgabe des Völkerrechts", so Paech, "war die Schaffung Israels völkerrechtswidrig", die Existenz Israels also sei ein Verbrechen.

Bereits im Vorfeld hatte die Veranstaltung einiges an Widerspruch und Aufmerksamkeit erfahren. In und außerhalb der Deutsch-Israelischen Gesellschaft wurde zum Teil Unmut gegenüber die von Kay Schweigmann-Greve beschlossene Unterstützung und Mitfinanzierung der Veranstaltung mit Norman Paech laut, dessen obsessives Anliegen es seit Jahrzehnten ist, Israel als verbrecherischen, faschistischen Staat hinzustellen und deutsche Schuld projektiv loszuwerden. Zu dem von der DIG veranstalteten Israeltag am 4.5.08 verteilte eine Initiative gegen Antisemitismus Flugblätter, worin die Absage der Veranstaltung und die Absetzung von Schweigmann-Greve gefordert wurde. Einen Tag vor der Veranstaltung kam es zu Darstellungen von Schweigmann-Greve und Leonard Zelig auf der Webseite der "Achse der Guten". Leonard Zelig hatte auf dem Blog "Wind in the Wires" einen kritischen Artikel über die Beteiligung der DIG Hannover an der Veranstaltung verfasst.
Zur Veranstaltung selbst verteilte die Gruppe Anomy Hannover eine Flugschrift, welches die antisemitische und geschichtsrevisionistische Haltung Paechs anhand Äußerungen von ihm darstellt und darauf hinweist, wie kontraproduktiv es ist, mit Antisemiten zu diskutieren und ihnen öffentliche Podien zur Verfügung zu stellen.
Paechs Vortrag zu dem Thema "Menschenrechte und Völkerrecht in Nahost" bestand in einer Aneinanderreihung von Zitaten vorwiegend aus einseitigen und antisemitischen UN-Resolutionen, wie der Behauptung, Israel betreibe die "Ausrottung der palästinensischen nationalen Identität" und Zionismus sei "eine Form von Rassismus", denen er vollauf zustimmte und als objektives Völkerrecht verstanden haben will. Die UNO sei allerdings machtlos gegen den israelischen Völkerrechts-Verbrecher und gegen die angeblich außerordentliche Macht der jüdischen Lobby in den USA. Seine Phantasien über die jüdische Weltherrschaft drückte Paech aus, indem er die Errichtung Israels auf diese unheimliche Macht der Juden in den USA zurückführte, die die US-Regierung und diverse Dritte-Welt-Länder in ihren Entscheidungen maßgeblich beeinflusse. Nach Maßgabe des Völkerrechts, so Paech, sei die Schaffung Israels ein Verbrechen gewesen.
Palästinensischen Terrorismus und Raketenbeschuss stellte Paech unter Berufung auf die UNO als "legitimes Mittel des Selbstbestimmungsrecht des palästinensischen Volkes" und als Folge israelischer Politik dar. Abschließend bezog sich Paech, nicht ohne eine gewisse freudige Genugtuung, auf Richard Falk, "einen Juden aus den USA", wie er betont hinzufügen musste, um einen jüdischen Kronzeugen zu zitieren, der das deutsche Bedürfnis Paechs ausspricht, dass Israel "faschistische Methoden" anwende. Israel, so Paech, sei durch seine Politik selbstverschuldeterweise nicht überlebensfähig, solange es diese nicht ändere und keinen palästinensischen Staat zulasse. Damit hatte Paech sein Todesurteil über Israel ausgesprochen, an dem die Juden wie immer selbst schuld sind.

Nach dem Vortrag Paechs durften Kay Schweigmann-Greve von der DIG und Wilhelm Wortmann von der Palästina-Initiative kurze Statements abgeben. Herr Schweigmann-Greve sprach Herrn Paech direkt an, akzeptierte ihn also demonstrativ als Gesprächspartner. Zwar widerlegte er ganz richtig eine Vielzahl falscher Behauptungen und zog einigen Unmut des Publikums dadurch auf sich, zielte aber doch am Kern der Sache vorbei, indem er nicht den Antisemitismus Paechs ansprach, sondern offensichtlich glaubte mit rationaler Gegenargumentation das antisemitische Ressentiment erschüttern zu können. Im Punkt der Forderung nach einem palästinensischen Staat hob er nachdrücklich hervor, dass er hierin mit Paech einig ist.
Wilhelm Wortmann von der Palästina-Initiative wollte schon gar nicht über Geschichte und ihre Details reden und hielt dies gar für gefährlich. Vielmehr solle man von der Gegenwart ausgehen, die zeige, dass Israel "nicht eindeutig demokratisch" sei, da es ein Volk besetze und unterdrücke und sich "terroristischer Maßnahmen" bediene. Warum, erhob er seine Stimme pathetisch, warum nur schaue die Welt dem Treiben der Juden zu und hindere sie nicht daran.

In der anschließenden Diskussion wurde antisemitismuskritischen Beiträgen von Martin Roger, dem Bezirkssprecher von Amnesty International, mehrmals das Wort entzogen, während Beiträge, die den Nationalsozialismus auf Israel projizierten, Zustimmung erhielten.
Norman Paech verstieg sich dann noch zu der Behauptung, man dürfe die von Palästinensern auf Israel abgefeuerten Kassam-Raketen nicht immer so emotionalisieren. Judenmord also müsse man nüchtern betrachten, so brachte Paech seinen inneren Antrieb auf den Punkt. Erst kürzlich hatte er bei einem anderen Vortrag den Dauerbeschuss auf Israel als "Neujahrsraketen" verharmlost. Mit dieser Sicht der Dinge ging anlässlich der Veranstaltungsreihe Filistina auch eine Vertreterin der Palästina-Initiative konform. Gegenüber Kritikern bezeichnete sie am 5.6.08 die Raketen, die das Leben von Israelis bedrohen, als "infantile Blechbüchsen". Neben dem paternalistischen Blick auf das Objekt der Solidarisierung, den Palästinenser_innen, spricht aus diesen Aussagen die eigentliche Absicht: Judenmord zu verharmlosen und zu legitimieren, als unschuldige Spielerei gegen die übermächtige Personifikation des Bösen, den Juden, zu verkaufen. Dies ist der deutsche Blick auf den Nahen Osten, der sich selbst im mörderischen Treiben der Antisemiten wiedererkennt. Das Völkerrecht, Fetisch und Fiktion in einem, ist hierbei das zeitgemäße Mittel der Wahl, sich zum Weltfriedensrichter über jüdische Existenz zu ernennen, denn wie Paech frohlockte, hätte es Israel "nach Maßgabe des Völkerrechts" nie und erst recht längst nicht mehr geben dürfen, es ist hier nichts anderes als die Rationalisierung des eigenen Bedürfnisses, den Juden alle Schuld nachzuweisen: der projizierten deutschen Schuld am Holocaust, der Schuld am sogenannten Nahostkonflikt und der Schuld am weltweiten Antisemitismus. Deswegen ist Norman Paech Völkerrechtler.

Übersetzungsfehler damals und heute

Man weiß hierzulande zwar, dass die Mullahs an der Bombe arbeiten, aber wahrhaben möchte man es trotzdem nicht. Es interessiert einfach niemanden, wenn ein Ahmadinedschad mit Atomraketen um sich schießt, weil man sich einbildet nichts damit zu tun zu haben: Man denkt, man könne sich aus der Auseinandersetzung zwischen dem Iran, den USA und Israel heraushalten. Vor allem möchte man aber nichts davon hören, dass es sich beim iranischen Präsidenten um einen Antisemiten handelt, der ganz offen zum Judenmord aufruft.

Nach allen Kräften wird geleugnet, dass der Iran es tatsächlich darauf abgesehen hat, Israel von der Landkarte zu wischen. Es handele sich, so erklärt man, um einen Übersetzungsfehler. Davon ist vor allem ein Haufen von - und das möchte ich unterstreichen - Arschlöschern überzeugt, der sich in einem Verein namens Arbeiterfotografie zusammengeschlossen und eine Kampagne zur Verteidigung des iranischen Regimes gestartet hat. An allen Orten taucht diese Lüge auf: In der Süddeutschen Zeitung, in den Leserbriefen an die Faz und natürlich in allen möglichen anderen Publikationen. Man fragt sich, wie die Leute darauf kommen, dass es einen Unterschied machen könnte, ob Ahmadinedschad Israel von der Landkarte wischen möchte, oder wie Katajun Amirpur in der FAZ behauptet, es von den "Seiten der Geschichte verschwinden" lassen möchte. Bei den unzähligen antisemitischen Äußerungen, die Ahmadinedschad von sich gibt, macht das nun auch keinen Unterschied mehr. Und ohnehin sitzen die einzigen Spinner, die sich mit solchen Übersetzungsdetails aufhalten im Westen. Im Iran macht man sich zumindest keine Gedanken darüber, ob Ahmadinedschad mit dem Satz: "Israel must be wiped off the map" richtig zitiert wurde.

Ganz ähnlich verhielt es sich, als man sich im Verlauf der iranischen Revolution zu fragen begann, wer denn nun eigentlich dieser Chomeini ist, der da vom französischen Exil aus täglich seine Hasstiraden gegen den Schah veröffentlichte. In den Vorlesungen über die Islamische Regierung schreibt Chomeini zum Beispiel "die" Juden hätten eine „geistige Verschwörung“ gegen den Islam begonnen, die bis in die Gegenwart andauere. Die „armseligen Juden“ seien nichts anderes, „als amerikanische, englische und fremde Subjekte“ (Chomeini: Islamischer Staat, herausgegeben von Klaus Schwarz). Selbst als die New York Times damals eine Kopie von Chomeinis Buch in die Hände bekam, wollte man in der Redaktionsstube immer noch nicht glauben, dass es sich bei dem Ayatollah um einen Antisemiten handelt: Die New York Times berichtete damals, Chomeini hätte solche Äußerungen lediglich "angeblich" von sich gegeben. Während amerikanische Arabisten die Authentizität des Buches bestätigten, hatte Chomeinis Gehilfe Ibrahim Yazdi bestritten, dass es sich bei den antisemitischen Hasstiraden tatsächlich um die Worte des Imams handelt (NYT, 30.12.1978).

Erst als die islamischen Gewehrläufe zu sprechen begannen und Oppositionelle ebenso, wie die Anhänger der Bahai-Religion, Juden, die als "Zionisten" verfolgt wurden, und sogenannte Tugendverbrecher massenweise von der Revolutionsregierung ermordet wurden, waren die anfänglichen Zweifel am Charakter des Iranischen Regimes ausgeräumt. Da war es dann allerdings zu spät. Einmal abgesehen davon, dass es sich heute vor allem deshalb anders verhält, weil ein "zu spät" bedeuten würde, dass die ersten Atombomben auf dem Weg nach Tel Aviv sind: Waren es damals die engen Vertrauten Chomeinis, die mit der Lüge hausieren gegangen sind, es handele sich bei dem Buch über die Islamische Regierung um eine Fälschung, die nie der Feder des Ayatollahs entsprungen sei, handelt es sich heute um lauter durchgeknallter Idioten, die kein bisschen ernst zu nehmen sind. Hätte man vielleicht damals noch vermutet, dass ein Gehilfe Chomeinis ja wissen muss, was sein Imam so alles geschrieben hat, kann man sich sicher sein, dass sowohl die Leute von der Arbeiterfotografie, als auch die anderen Spinner, die etwas von Übersetzungsfehlern daherfaseln, keine Ahnung haben, wovon sie eigentlich reden. Weshalb ihnen trotzdem so viel Gehör geschenkt wird? Offenbar sind diese Leute nicht die einzigen, die nicht alle Tassen im Schrank haben.

6/20/2008

Foto des Tages

Ich wollte schon immer wissen, wie es auf einem Treffen der Friedensbewegung zugeht. Durch Zufall habe ich gerade ein Foto von der Sommerakademie des Friedensratschlags aus dem Jahr 2007 gefunden. Es ist wirklich so, wie man sich das vorstellt:


Dieses Jahr findet die "Friedensakademie" nebenbei unter dem schönen Motto: "Kriege, Klima, Katastrophen" statt. Ein Besuch des Treffens wird von den iranischen Mullahs selbstverständlich wärmstens empfohlen.

6/19/2008

Nachtrag zur DIG Hannover

Bei der Achse des Guten hat Kay Schweigmann-Greve von der DIG Hannover erklärt, weshalb dort eine Veranstaltung mit Norman Paech stattfindet, über die es im Newsletter der DIG heisst: "Eine Veranstaltung der VHS Hannover in Kooperation mit: amnesty international, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Hannover und der Palästina Initiative"

In demselben Newsletter steht auch:
Es ist vereinbart, dass nach dem Vortrag von Prof. Paech ich für die DIG und ein Vertreter der Palästina Initiative die Gelegenheit zu einem kurzen Statement haben, bevor die allgemeine Diskussion eröffnet wird.
Ich habe diese Ankündigung in meinem Beitrag in voller Länge zitiert. Nun behauptet Herr Schweigmann-Greve:
Nicht ich habe die Veranstaltung mit Herrn Paech organisiert, wie man es aus Ihrer Formulierung vermuten könnte, vielmehr hat mich ai angesprochen, ob ich bereit sei, bei einer Veranstaltung mit Herrn P. eine israelfreundliche Sicht zu vertreten, ein Vertreter der „Palästinainitiative“ sei gleichfalls dabei. Das habe ich zugesagt und im letzten Mitgliederrundbrief der DIG habe ich unsere Mitglieder aufgefordert, dort auch hinzugehen und nach Möglichkeit auch den Mund auf zu machen.
In der Ankündigung der DIG Hannover hört sich die Sache ganz anders an. Dort ist von "Kooperation" und von einem eigenen Beitrag die Rede. Ich habe daraus eine "Zusammenarbeit" gemacht und geschrieben, dass es sich um "eine gemeinsame Veranstaltung" handelt. Wo in diesen Formulierungen der Fehler liegen soll möchte mir nicht einleuchten.

Nun wird so getan, als habe die DIG Hannover gar nichts mehr mit der Paech-Veranstaltung zu tun, als verhalte es sich so, dass es sich lediglich um eine unverbindliche und informelle Zusammenarbeit handele. Und das stimmt selbstverständlich nicht.

Deshalb: Eine Antwort auf Schweigmann-Greves Beitrag.

Update:
Die Gruppe Anomy Hannover hat vor der Veranstaltung mit Paech Flugblätter verteilt. Den Text aus Hannover findet man hier.

"Shalom, Shalom" - Wie der BAK Shalom auf die Angriffe seiner Bundessprecher reagiert

Der BAK-Shalom der Linkspartei-Jugend trägt seinen Namen zu Recht: Der Vorstand (im basisdemokratischen Vokabular des Jugendverbandes heisst das BundessprecherInnenrat) des Vereins streicht dem Arbeitskreis nicht nur die Gelder, sondern erteilt ihm zu allem Überfluss auch noch Redeverbot. Aber anstatt sich dagegen mit ordentlichen Argumenten zur Wehr zu setzen, lehnt man sich zurück, sagt: "Shalom" und schreibt lauter Texte wie diesen hier:
Wir können nicht hinnehmen, dass dieses Gremium eines Jugendverbandes, der sich als pluralistisch, antifaschistisch, basisdemokratisch und selbstbestimmt versteht, unsere Arbeit derart einschränkt. Nach § 11 Abs. 2 der Verbandssatzung entscheiden BAKs „selbstständig über ihre Arbeitsweise“. Die Gründungsversammlung der Linksjugend [’solid] hat sich bewusst für starke, unabhängige und selbstständige Bundesarbeitskreise entschieden, um ein pluralistisches, demokratisches und unabhängiges Arbeiten zu ermöglichen. Mitgliedern sollte damit eine Plattform gegeben werden, um die Diskussion im Verband voranzutreiben und jenseits eines zentralistisch bestimmten Verbandsmainstreams zu arbeiten.
Mit anderen Worten: Blah, Blah, Blah... Blah, Blah, Blah...

Anstatt darüber zu schreiben, dass es sich bei dem Bundessprecherinnenrat offenbar um einen Haufen von Antizionisten handelt (von denen zumindest einige der Meinung sind, in Deutschland würde man zuviel Geld an "die" Juden verschwenden) und dass Lafontaines Nachwuchstruppe die israelsolidarischen Regungen in ihrem Verband unterbinden oder doch wenigstens unter Kontrolle behalten möchte, anstatt also das zu tun, was man sich eigentlich vorgenommen hat, nämlich eine inhaltliche Auseinandersetzung über den linken Hass auf Israel zu führen, sondert man lieber das obligatorische Politikergeplapper über Verbandsstrukturen und Basisdemokratie ab.

Während Playdoyers für den Pluralismus geschrieben werden und betont wird, dass man
nicht gegen den Jugendverband [..], sondern in und mit ihm
arbeiten möchte, ist der Inhalt um den es geht, schon längst in Vergessenheit geraten. So ist das, wenn man versucht, einem antizionistischen Haufen die Israelsolidarität beizubringen: Aus strategischen Gründen redet man an den eigentlichen Streitpunkten vorbei, beruft sich auf die vermeintlich demokratischen Strukturen und vergisst dabei vollkommen, weshalb man eigentlich zum Kampf angetreten ist. Der Skandal besteht eben nicht darin, dass die Verbandsführung irgendwem den Mund verboten hat, sondern darin, dass hier eine israelsolidarische Position zum Schweigen gebracht werden soll. Aber das ist schon längst nicht mehr Gegenstand der Diskussion. Dabei wäre es die Aufgabe des BAK-Shalom gewesen genau das zu thematisieren.


Update:
In den Kommentaren äußert sich Henning vom BAK-Shalom. Da ich gestehen muss, dass der Arbeitskreis auch einen Text veröffentlicht hat, in dem eine inhaltliche Kritik am Vorstand des Jugendverbandes formuliert wird, den ich schlichtweg übersehen habe, handelt es sich dabei um einen Hinweis, durch den mein Argument geschwächt wird. Ich kann zwar weder mit dem Verbandsquatsch etwas anfangen, noch halte ich es für richtig überhaupt Kräfte an eine formale Diskussion zu verschwenden, durch die den eigentlichen Inhalten ausgewichen wird. Naja, und was ich von der Linkspartei halte, dürfte ohnehin bekannt sein... Dennoch könnte man mein Beitrag den Eindruck erwecken, es habe überhaupt keine Stellungnahme vom BAK-Schalom gegeben. Und das stimmt so nicht.

6/18/2008

Taschenlampenlichterkette in Tempelhof

Manchmal fragt man sich, wie bestimmte Personen darauf kommen, dass mich ihre Mails interessieren würden. Offenbar gibt es Leute, die sich keine Gedanken darüber machen, wem sie da eigentlich mit ihren dummen Informationen auf die Nerven gehen. Heute rufe ich meine Mails ab und siehe da:
Liebe Freunde des Flughafens Berlin-Tempelhof,

der Berliner Senat hat mit den Stimmen von SPD, Linken und Grünen im Abgeordnetenhaus beschlossen, den Flughafen Tempelhof zum 31.10.2008 unwiderruflich zu schließen. 529 880 Wählerstimmen (60,1% der abgegebenen Stimmen) bei Berlins erstem Volksentscheid dürfen nicht einfach ungehört verhallen.

Zum Vergleich: Die SPD unter Klaus Wowereit hat es 2006 gerade mal auf 424 054 Zweitstimmen (17,4% aller Wahlberechtigten) gebracht. Es genügen 5% der Wählerstimmen, um ins AGH von Berlin einzuziehen, 185 185 (7,63% aller Wahlberechtigten) Zweitstimmen genügten der Linken, um drei Senatoren im Roten Rathaus zu stellen. Insgesamt vereinen die Regierungsparteien 609 239 Stimmen auf sich, das waren 2006 insgesamt 25,1% aller Wahlberechtigten von Berlin.
Welche Legitimation haben unsere Volksvertreter, wenn

74,9% der Wähler diese Parteien nicht gewählt haben?

Wir alle wissen, dass die Politikverdrossenheit in unserem Land zunimmt, nicht weil wir politisch nicht mehr interessiert sind, sondern weil wir Wähler glauben, sowieso nichts an den politischen Verhältnissen ändern zu können. Ich sage Ihnen ganz deutlich:

Yes, we can! Ja, wir können!

Lassen Sie uns gemeinsam ein Zeichen setzten. Zum

60. Jahrestag

des Beginns der Berliner Luftbrücke am

Dienstag, 24. Juni 2008, von 20-23 Uhr

wollen wir eine Menschen- und Lichterkette entlang des Flughafens Tempelhof bilden.

(aus Brandschutzgründen NUR Taschenlampen und KEINE KERZEN)
Obwohl dieser blöde Flughafen mich kein bisschen interessiert, bin ich nun der Meinung, dass man das blöde Ding am besten abreissen sollte. Dieses Schreiben ist so dermaßen blöde, dass es mich davon überzeugt hat, dass es sich bei den Gegner der Flughafenschließung um einen Haufen von Knallchargen handelt, die ihre Lichterketten aus reinem Ressentiment veranstalten.

Wenn man bedenkt, dass es sich um einen Flughafen handelt, auf dem die Sicherheitsbeamten sich die Zeit damit vertreiben Leute festzunehmen, würde man durchaus erwarten, dass der Tempelhofverein wenigstens einen Grund dafür anführen würde, weshalb man das Ding stehen lassen sollte.

Bei der Taschenlampenlichterkette geht es darum, sich betroffen zu zeigen. Man wird mir nun vorhalten, ich sei derjenige, der hier Ressentimentgeladen argumentiert. "Wo bitteschön", wird man mir entgegenhalten, "gibt es in dem Text einen Anhaltspunkt dafür, dass es um Betroffenheit geht?"

Darauf kann ich jedoch eine Antwort geben: Im Briefkopf!


Deshalb sage ich: Reißt das dämliche Ding ab, damit ich von diesem Spam verschont bleibe.

Und wenn man nun behauptet, das könne man doch nicht tun, werde ich entgegnen:

Yes, we can!

6/16/2008

Mit solchen Freunden braucht Israel keine Feinde mehr

Man muss sich mittlerweile fragen, weshalb die Deutsch Israelische Gesellschaft überhaupt Deutsch Israelische Gesellschaft heißt. Wenn man sich anschaut, was dieser Verein so alles organisiert, bekommt man schnell den Eindruck, dass es eigentlich gar keinen Unterschied zwischen den vermeintlichen Freunden Israels und den unzähligen palästinensischen Freundschaftsgesellschaften und -organisationen gibt: Während man bei den Freunden Palästinas Fallafel isst, arabische Musik hört und auf die Juden schimpft, isst man bei der DIG Fallafel, hört Klezmer und schimpft auf die Juden. So verhält es sich zumindest in Hannover, wo sich die DIG kein bisschen schämt, mit den notorischen Judenhassern vom Palästinaforum zusammenzuarbeiten.
In Hannover haben sich Deutsche, Palästinenser und Israelis im Jahre 2001 in der PALÄSTINA INITIATIVE zusammengefunden, um die Palästinafrage im umfassenden Sinne – politisch, kulturell und sozial - ins Bewusstsein zu rücken.
Dass es sich hier um eine Vereinigung handelt, deren Ziel es ist, die "Palästinafrage" ins Bewusstsein zu rücken, hätte man sich fast denken können, zumal es sich insbesondere unter den Freunden der "palästinensischen Sache" ganz von selbst versteht, dass man so tut, als seien Hamas, Fatah und die anderen Mörderbanden lediglich unschuldige Opfer israelischer Diskriminierung. Was für die Nazis die "Judenfrage" war, so unterstellt die Terminologie, sei für die Israelis die "Palästinafrage".

Deshalb sagt man nocheinmal ganz deutlich, dass es sich um ein "Palästinaforum" handelt, um einen Club, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, bei jeder Gelegenheit das Maul aufzureißen um immer wieder dasselbe zu sagen: "Israel ist Schuld!"
Die PALÄSTINA INITIATIVE nimmt sich dabei die Freiheit, Regierungen und ihre Politik, Administrationen und Gruppierungen zu kritisieren, wenn sie einem Volk das Völkerrecht auf eine eigene Existenz und auf gleichwertige souveräne Staatlichkeit verweigern und Nachbarschaftlichkeit damit überhaupt unmöglich machen. Es ist unser Anliegen, die in jeder Beziehung vorhandene Asymmetrie zwischen israelischer und palästinensischer Existenz deutlich zu machen und darauf hin zu wirken, gleichwertige Anerkennung und Gerechtigkeit zu schaffen.
In anderen Worten: "Wir, meine Damen und Herren, verdrehen die Fakten wo es nur geht! Wir tun so, als seien wir tolerant und pluralistisch, aber eigentlich geht es uns gar nicht darum Regierungen, Administrationen und Gruppierungen zu kritisieren. Wir sprechen hier nämlich einzig und allein von Israel und allen, die den jüdischen Staat unterstützen. Den Plural verwenden wir lediglich, damit wir uns nicht den Vorwurf einhandeln, wir seien ein Verein von Israelhassern."

Natürlich steckt allein in den zitierten Zeilen so viel Ressentiment, dass es gar nicht gelingen mag, alle Implikationen der kleinen Textpassage aufzuzählen. Zumindest sollte aber darauf hingewiesen werden, dass es sich hier natürlich insofern um eine Verdrehung der Tatsachen handelt, als dass diejenigen, die tatsächlich einem ganzen Volk die staatliche Existenz verweigern, auf palästinensischer und nicht auf israelischer Seite sitzen.

Aber solche Aussagen erwartet man eben von einem "Palästinaforum", das nebenbei auch für die Veranstaltungsreihe Filistina verantwortlich ist, die bereits im Jahr 2006 stattgefunden hatte und nun ihr diesjähriges Revival erlebt. Viel überraschender ist es hingegen, dass ausgerechnet in einem Rundbrief der Deutsch Israelischen Gesellschaft in Hannover zu einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Palästinaforum eingeladen wird:
„Menschenrechte und Völkerrecht in Nahost“
Vortrag mit anschließender Diskussion von Prof. Dr. Norman Paech, Hamburg
am Freitag, 20. Juni 2008, 19.00 Uhr
Theodor-Lessing-Saal, VHS Hannover

Eine Veranstaltung der VHS Hannover in Kooperation mit: amnesty international, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Hannover und der Palästina Initiative. Es hat wenig Sinn, immer nur mit Menschen zu diskutieren, die unsere Sympathie und unser Engagement für Israel teilen. Es ist wichtig gerade dort, wo kritische und gelegentlich ungerechte Töne über Israel zu hören sind deutlich unsere Sicht der Dinge zu formulieren. Aus diesem Grunde wünsche ich mir hier eine faire Kontroverse und hoffe, dass viele Mitglieder unserer Gesellschaft zu dieser Veranstaltung erscheinen und in der Diskussion das Wort ergreifen. Es ist vereinbart, dass nach dem Vortrag von Prof. Paech ich für die DIG und ein Vertreter der Palästina Initiative die Gelegenheit zu einem kurzen Statement haben, bevor die allgemeine Diskussion eröffnet wird.
Wer Norman Paech ist, dürfte nicht nur den Lesern von Wind in the Wires bekannt sein. Paech ist gewissermassen der "Palästina"-Korrespondent der Linkspartei, für die er immer wieder nach Israel fährt, um dort die palästinensischen Gebiete zu besuchen. Wenn er dann wieder in Deutschland ist, bedient er sich am Vokabular seine palästinensischen Freunde und spricht zum Beispiel von "Neujahrsraketen", die von Terroristen nach Israel geschossen werden.

Die Initiative Gegen Antisemitismus in Hannover hat bereits am von der DIG ausgerichteten Israeltag ein Flugblatt verteilt, das sich unter dem Titel "Falsche Freunde und wahre Feinde" "gegen die Kooperation der Deutsch Israelischen Gesellschaft mit Antisemiten und Antizionisten" ausspricht. Es sei hier in voller Länge dokumentiert:

Für den 20. Juni dieses Jahres ist ein Vortrag Norman Paechs, des außenpolitischen Sprechers der Linkspartei im Bundestag, zum Thema „Menschenrechte und Völkerrecht in Nahost“ in der Volkshochschule Hannover angekündigt. Neben der für ihre antizionistische und antisemitische Propaganda bekannte Palästina-Initiative laden hierzu nicht nur die Volkshochschule und Amnesty International ein, sondern auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft Hannover, so hat es im Alleingang ihr Vorsitzender Kay Schweigmann-Greve entschieden. Wir fordern – und begründen unsere Forderungen im Folgenden, indem wir die Positionen und Taten von Norman Paech darstellen – die Absage der Veranstaltung oder zumindest das Zurückziehen der Unterstützung durch die Deutsch-Israelische Gesellschaft sowie die Absetzung Kay Schweigmann-Greves als Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Hannovers. Die Haltungen Paechs als auch von Raif Hussein[i], des Verantwortlichen für die Palästina-Initiative, sind in keiner Weise anschlussfähig oder diskutabel für antisemitismus-kritische und israelsolidarische Absichten, weswegen jede Form von Unterstützung eine Schützenhilfe für ihre antizionistische und antisemitische Propaganda ist.

Seiner antizionistischen Mission wurde Norman Paech sich auf einer Israelreise Mitte der 1960er Jahre bewusst, als er „in der Aura der Kollektivschuld“, so er selbst, das Leid der Araber entdeckte, worin er die Chance zur Erlösung von dieser Schuld wähnte: „Seit jener Zeit fühle ich mich in dieser Frage gefordert. (...) Ich vermag nicht, als Konsequenz aus den Verbrechen der Generation vor uns zu schweigen, wenn die Überlebenden, ihre Kinder und Enkel, Menschenrechte anderer verletzen.“ Die Gleichheit des Menschenrechts ist ihm „nur die Eingangsphrase zur Sonderbehandlung der Juden“, und Anlass „warum man sich ausgerechnet und besonders heftig mit Israel befassen muß.“ (Eike Geisel)

Seitdem versucht Paech unermüdlich, Juden und Israel für den Antisemitismus und ihre Verfolgung selbst verantwortlich zu machen. So erklärte er der Hamburger Lehrerzeitung: „Israel muss sich allerdings in der Tat fragen, ob seine Palästina-Politik nicht einem latenten Antisemitismus in Deutschland Nahrung gibt“.[ii] So ist ihm auch der islamistische Terrorismus von Hamas und Hisbollah etwa nicht Folge ihres selbstbekundeten Weltverschwörungs- und Vernichtungswahns, sondern immer nur Folge des israelischen „Staatsterrors“.

Jüngst nahm Paech dieses klassische Motiv des Antisemitismus, nach dem die Juden immer selbst schuld am Antisemitismus seien, wieder auf, als er Ted Honderichs Buch „Nach dem Terror“, welches auf die Intervention von Micha Brumlik wegen antisemitisch-antizionistischer Passagen hin nicht bei Suhrkamp veröffentlicht wurde, verteidigte und Micha Brumlik angriff, er gebe mit seiner „exekutivistischen Gedankenzensur“ dem Antisemitismus neuen Auftrieb.[iii]

Das heißt: Juden und Israel dürfen sich nicht gegen Antisemitismus wehren, tun sie es doch, so sind sie selbst daran schuld. Das bedeutet in der Konsequenz der Paech’schen „Friedensliebe“, Israel solle die Waffen strecken und die Juden sich von den Antisemiten vernichten lassen. Folglich bezeichnete Paech den Boykott gegenüber der Hamas als „ein Verbrechen“, denn die Hamas und andere palästinensische Terrorgruppen stünden für eine „vernünftige Basis“ einer Lösung des Nahostkonfliktes.[iv] Dass eine „vernünftige Lösung“ für die Hamas unter Berufung auf die „Protokolle der Weisen von Zion“ nur in der „Endlösung“, der Vernichtung Israels und alles Jüdischen in der Welt, besteht, dürfte auch Paech bei aller Realitätsverleugnung nicht entgangen sein, weswegen man unterstellen muss, dass er diese Ziele unausgesprochen teilt.

Das Existenzrecht Israels zumindest hält er für eine „verbale Überhöhung“[v], für ihn stellt Israel ein koloniales Unternehmen dar und er beruft sich positiv auf die UN-Resolution von 1975, nach der Zionismus eine Form des Rassismus sei.[vi] Zustimmend zitiert er immer wieder jüdische oder israelische Kronzeugen, die „Israels rassistische und genozidale Politik gegenüber Palästinensern“ anklagen und behaupten, dass der jüdische Staat zwangsläufig zu einem rassistischen Bewusstsein und militärischer Konfrontation führe, der Zionismus den Rassismus notwendig hervorbringe.[vii]

Anlässlich des Libanonkrieges 2006, den Paech verschwörungs-theoretisch als von neokonservativen Kräften in den USA von langer Hand geplant bezeichnete, bezichtigte er Israel, einen „unzulässigen Vernichtungskrieg gegen Milizen und Bevölkerung im Libanon“ zu führen und fühlte sich an „Vergeltungsbefehle der deutschen Wehrmacht erinnert“.[viii] Er verwendet also Vokabular aus dem Kontext des Nationalsozialismus und überträgt dieses auf Israel, womit es sich um eine geschichtsrevisionistische und schuldentlastende Täter-Opfer-Umkehr handelt.

Friedenstruppen sollen seiner Meinung nach nicht nur im Libanon, sondern auch in Israel stationiert werden und Waffenlieferungen an Israel sollen eingestellt werden. Empört stellte er fest: „Deutsche Soldaten sollen so weit von israelischen Truppen entfernt eingesetzt werden, dass sie gar nicht auf sie schießen können“[ix], ein Szenarium, dass er sich offenkundig – sicher uneingestanden – herbeisehnt.

Dem Iran gegenüber fordert Paech die „Anerkennung des Gleichberechtigungsprinzips“: „Was man Israel oder Pakistan gewährt hat, kann man dem Iran nicht verweigern“[x], d.h. er fordert im Namen der Gleichberechtigung die iranische Atombombe, dessen Verwendungszweck iranische Offizielle immer wieder offen verkünden: die Vernichtung Israels als Bedingung der Wiederkunft des verborgenen Imams, des schiitischen Messias. Zu einer zusammen mit Lafontaine geplanten Audienz bei Ahmadinedschad kam es wegen der zur gleichen Zeit stattgefundenen Holocaustleugner-Konferenz in Teheran nicht.[xi]

Ende 2006 organisierte Paech eine Nahostkonferenz, zu der er neben anderen palästinensischen Terroristen auch den Regierungssprecher der Hamas, Ghazi Hamad, eingeladen hatte, der allerdings keine Einreisegenehmigung erhielt.[xii] Er bezeichnete die Konferenz als ein „Treffen von Friedenskräften“, was Aufschluss über sein Friedensverständnis gibt. Es ließe sich zu Paech Unzähliges mehr beanstanden, doch sollten die oben genannten Forderungen mit dem hier Ausgeführten bereits mehr als hinlänglich begründet sein.

Wenn so manche als Freunde Israels sich missverstehende Vertreter der DIG meinen, moslemischen Unterstützern der palästinensischen Sache oder ihren linken deutschen Freunden eine öffentliche Plattform geben zu müssen, weil diese ein in humanitärer Hinsicht irgendwie berechtigtes Anliegen vertreten würden, könnte die DIG genauso gut auch mal deutschen Nazis ein öffentliches Forum bieten, auf dem diese - dann ebenfalls mit dem begehrten DIG-Prüf- und Gütesiegel für politische Korrektheit versehen - dem palästinensischen Anliegen ihre Solidarität bekunden. Schließlich unterscheiden sich die Einstellungen deutscher Nazis hinsichtlich ihrer "Kritik" an Israel nur geringfügig von denen der allermeisten Palästinenser und ihrer deutschen Apologeten wie etwa Norman Paech.

Dass dies so ist, will man innerhalb und außerhalb der DIG natürlich nicht sehen und wahrhaben, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Was deutsche Nazis vertreten, wird zurecht entschieden zurückgewiesen, aber wenn Palästinenser die gleiche Tiraden gegenüber Israel und den Juden absondern wie die Nazis, dann kann aus Sicht von solchen Freunden "unterdrückter Völker" und Islamverstehern wie Norman Paech der Grund dafür ja nur darin liegen, dass am Vorwurf, der jüdische Staat habe einen kolonialistischen und rassistischen Charakter, wohl doch etwas dran ist.



[i] Hussein bezeichnet Israel als „koloniales Projekt“, also als vorübergehende Erscheinung, dem ein Imperium zugrunde liege, die Sicherheitsbarriere gegen Anschläge als „Apartheidsmauer“, und bezichtigt Israel des „Völkermordes“ an den Palästinensern. Vgl. http://www.lizaswelt.net/2006/03/palstina-der-leine.html

[ii] Eike Geisel: Die Banalität der Guten. Deutsche Seelenwanderungen. Berlin 1992, S.97ff. Vgl. http://www.trend.infopartisan.net/trd0302/t100302.html

[iii] Aufschlussreich ist hier auch seine Sprache, wenn er schreibt, der Antisemitismus-Vorwurf habe sich „wie ein Virus in die Palästinadebatte eingenistet, der jede kritische Auseinandersetzung (...) deformiert und zersetzt.“ Ist im klassischen Antisemitismus „der Jude“ der Virus, der alles zersetze, so ist bei Paech die zumeist von Juden vorgetragene Kritik am Antisemitismus der zersetzende, bedrohliche Virus – eine kaum ummäntelte Kontinuität. Vgl. http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Rassismus/honderich.html

[iv] http://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2006/05-30/055.php und http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/05/27/a0142

[v] http://www.netzeitung.de/deutschland/594331.html

[vi] https://aktuell.nadir.org/nadir/initiativ/isku/AKTUELL/2000/11/466.htm

[vii] http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Rassismus/honderich.html

[viii] http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/07/26/a0134 und http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/bewegung/antikriegstag06-paech.html

[ix] http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/bewegung/antikriegstag06-paech.html

[x] http://www.netzeitung.de/deutschland/436275.html

[xi] http://www.tagesspiegel.de/politik/div/;art771,2190933#art und http://planethop.blogspot.com/2006/11/kein-ticket-nach-teheran-einen-tag.html

[xii] http://planethop.blogspot.com/2006/10/hamas-in-den-bundestag-ja-genau-das.html und http://jungle-world.com/artikel/2006/45/18520.html
(Hat Tip: Hannoversche Initiative gegen Antisemitismus)

6/15/2008

Eine Woche Wochenende

Wenn die Deutschen ein Fußballspiel verlieren, liegt eine tödliche Stille über der Stadt. Lediglich ein paar Idioten sind so betrunken, dass sie nicht bemerkt haben, dass ihr Team verloren hat und grölen in bierseliger Laune: "Döh-hö-hö-hö-eutsch-schland!" Ansonsten ist kein Mucks zu vernehmen, die Straßen sind wie ausgestorben.

Diese Ruhe habe ich genossen und mir ein paar ruhige Tage gemacht ohne mich um meinen Blog zu kümmern. In der kommenden Woche wird meine Zeit sehr begrenzt sein, dass ich mich vermutlich erst wieder am nächsten Wochenende zurückmelden werde.

Derweil kann man sich die Zeit damit vertreiben, bei Pajamas Media nachzulesen, wie die deutschen Fußballfans nach "ihrem Sieg" gegen Polen ausgerastet sind.

By the way: Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich mir wünsche, dass sich die Aussage des folgenden Videos am morgigen Abend bewahrheiten wird?



6/10/2008

Paech: Ich bleibe ein Schmock!

Norman Paech ist beleidigt: "In den letzten Wochen wurde mir in Zeitungen und Online-Magazinen eine israelfeindliche und antisemitische Haltung unterstellt. Dagegen verwahre ich mich ausdrücklich." Der Mann fühlt sich zu Unrecht als Antisemit denunziert und sieht sich selbst gar nicht als der Israelfresser, der er nuneinmal ist. Deshalb hat er eine Rechtfertigung geschrieben, in der uns erklärt wird weshalb man es nicht so eng sehen sollte, wenn er sich für die palästinensiche Sache stark macht.

Er selbst habe zum Beispiel nie behauptet, die Palästinenser würden lediglich "Neujahrsraketen" nach Israel schießen: "Das Wort war tatsächlich bei einer Veranstaltung in Berlin gefallen, bei der ich von meiner Reise in die Westbank im vergangenen März berichtet hatte. Und schon während meines Referats hatte ich darauf hingewiesen, dass es sich um ein Zitat des früheren palästinensischen Generaldelegierten in Deutschland, Abdallah Frangi, handelte, den ich in Ramallah getroffen hatte. Frangi hatte mit dieser Vokabel seine Einschätzung des technischen Stands der von palästinensischer Seite eingesetzten Raketen illustriert." Neujahrsraketen werden angefertigt, damit sich daran erfreuen kann, dass bunte Funken am Himmel zu sehen sind und man benutzt sie, um einen feierlichen Anlass zu begehen. Dass der palästinensische Generaldelegierte den Judenmord mit einem Feuerwerk vergleichen würde, war zu erwarten. Für palästinensische Mörderbanden ist eben beides schön anzusehen: Feuerwerk und tote Juden - wo ist da der Unterschied? Aber anstatt einzusehen, dass Abdallah Frangi offenbar ein Antisemit ist, behauptet Paech ganz dreist, es habe sich um eine qualifizierte Aussage über den "technischen Stand" der Kassam-Raketen gehandelt.

"Man mag sich mit Recht über die Geschmacklosigkeit dieser Metapher erregen," erklärt Paech, "insofern sie den Tod und die Zerstörung, den diese Raketen verursachen können und verursacht haben, verschleiert." Aber es war ja nicht Paech, der diese "Metapher" benutzt hat, sondern sein guter Freund Frangi und deshalb braucht er sich auch nicht dafür zu entschuldigen, den technischen Stand der palästinensischen Raketen mit diesem direkt aus dem Leben gegriffenen Beispiel "illustriert" zu haben. Dass es sich bei den "Neujahrsraketen" um ein antisemitisches Bild handeln könnte, dass den palästinensischen Judenmord nicht nur "verschleiert", sondern nahezu verherrlicht, kommt Paech nicht in den Sinn. Stattdessen erklärt er: "Man möge sich dann allerdings auch über die palästinensischen Opfer und die zerstörten Wohnhäuser, Anbauflächen und zivilen Einrichtungen in den palästinensischen Gebieten erregen, die das israelische Militär und die israelische Regierung zu verantworten haben." Würden Paechs Freunde nicht am laufenden Band ihre "Neujahrsraketen" nach Israel schießen, dann gäbe es auch keine palästinensischen Opfer. So einfach ist das, Herr Paech.


Eine von Paechs "Neujahrsraketen" schlägt in Sderot ein

Natürlich hat Paech nur die besten Absichten: "Meine sämtlichen politischen, publizistischen wie diplomatischen Bemühungen hinsichtlich des Nahostkonflikts sind darauf ausgerichtet, Israel eine sichere, also dauerhaft friedliche Koexistenz mit seinen Nachbarn – zu denen notwendig ein eigenständiger und lebensfähiger palästinensischer Staat gehört - zu ermöglichen." Weshalb er deshalb jedoch die Feinde des jüdischen Staates hoffieren muss, möchte Paech nicht erklären. In Permanenz erzählt uns der Mann, wie sehr die Palästinenser angeblich leiden, wie schlecht es ihnen gehe und dass man sich ihrer annehmen müsse. Davon, dass die Palästinenser die Schuld daran tragen, dass Israel sich zur Wehr setzen muss, davon hört man von Paech nichts. Natürlich würde der Mann mir nun entgegenhalten, dass nicht alle Palästinenser etwas dafür können, dass ein paar schwarze Schafe Raketen nach Israel schicken, aber so einfach ist das leider nicht. Zum einen handelt es sich nicht lediglich um eine Minderheit, sondern um die Mehrheit der Bevölkerung in den palästinensischen Gebieten, die der Meinung ist, man sollte "den" Juden am Besten den Hals umdrehen. Zum anderen kommt Politik nicht aus, ohne zu pauschalisieren. Nicht, dass ich falsch verstanden werde: Mit Sicherheit gibt es einige Palästinenser, die nicht damit zufrieden sind, dass sie lediglich die Wahl zwischen der einen und der anderen Terrorbande haben, aber diese Palästinenser haben eben keine Chance. Anstatt sich jedoch diesen Leuten anzunehmen und sie zu verteidigen, hat Paech nichts besseres zu tun, als das Elend eben dieser Palästinenser zu zementieren, indem er die autoritären Herrschaftsstrukturen in den palästinensischen Gebieten verteidigt und bereit ist, mit genau jenen Terroristen in Verhandlung zu treten, die den Krieg gegen Israel eben nicht verurteilen, sondern ihn als harmloses Neujahrsfeuerwerk verharmlosen. Dem israelischen Staat bleibt eben nichts anderes übrig, als sich zu schützen und sich gegen die Angriffe aus Pachs geliebtem "Palästina" zu verteidigen. Vielleicht wird am deutlichsten, was ich meine, wenn ich davon spreche, dass Politik nicht auskommt, ohne zu pauschalisieren, wenn ich eine Analogie benutze, die Paech kein bisschen gefallen wird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich bei dem Mann um einen alten Linken handelt, der davon überzeugt ist, man müsse das Privateigentum abschaffen und - um die linke Terminologie zu verwenden - die Produktionsmittel verstaatlichen. Ich bin mir außerdem ziemlich sicher, dass Paech es nicht gelten lassen würde, wenn ich ihm erzähle, dass nicht alle Kapitalisten böse sind und dass es sich bei meinem Nachbarn, der zufälliger Weise als Kredithai und Großindustrieller tätig ist, eigentlich um einen netten Kerl handelt, der seine Arbeiter nicht ausbeutet. Das ist natürlich deshalb ein dämlicher Einwand, weil er nicht pauschalisiert, sondern die Ausnahme betont und nicht die Regel. Um meinen Nachbarn davor zu retten, dass Paech ihm seine Fabriken wegnimmt, muss ich ihn mit anderen Argumenten verteidigen. Und genauso verhält es sich auch mit Paechs Behauptung, dass nicht alle Palästinenser gegen Israel seien - das mag zwar stimmen, aber es ist eben kein Einwand gegen die israelische Politik.

"Mit dieser Kritik", und da hat Paech leider Recht, "bin ich nicht alleine." Es gibt viele Leute, die genauso dumm sind, wie er: "Lesen Sie die periodischen Berichte des UN-Menschenrechtsrates von John Dugard, die ich auf meiner Website veröffentlicht habe." Eine verkackt geniale Verteidigungsrede, die Paech da geschrieben hat: Er bezieht sich auf den Judenhasser vom Dienst, das heißt auf eben jenen UN-Angestellten, der behauptet, der palästinensische Terror gegen Israel sei eine "Unvermeidlichkeit". Aber das ist noch nicht alles. Um auch wirklich auf Nummer Sicher zu gehen und zu gewährleisten, dass wirklich niemand mehr auf die Idee kommt, er könne ein Antisemit sein, erklärt er: Einige meiner besten Freunde sind Juden.
Nirgendwo stärker und engagierter als in Israel selbst erheben kritische Menschen, darunter zahlreiche Wissenschaftler, Journalisten und Schriftsteller Tag für Tag das Wort: gegen die Besetzungspolitik ihrer Regierung, gegen die massiven Verletzungen der Menschenrechte von Palästinenserinnen und Palästinensern. Mit vielen von ihnen bin ich ebenso seit Jahren politisch-freundschaftlich verbunden wie mit vielen, die auf palästinensischer Seite ihr Möglichstes tun, um den Konflikt zu deeskalieren, eine Rückkehr an den Verhandlungstisch herbeizuführen und die Umsetzung der 1993 in Oslo getroffenen Vereinbarungen wieder aufzunehmen.
Vor allem setzt sich Wolfgang Paech aber dagegen zur Wehr, dass man ihm seine guten Beziehungen zur Hamas nachsagt. Deshalb argumentiert er wie folgt:
Die historische Verantwortung der Deutschen für Israel, die Sehnsucht nach Verzeihung für etwas, das nicht verziehen werden kann, und unser Unbehagen angesichts des religiösen Fundamentalismus, der in seinen islamistischen, aber auch in seinen evangelikalen Varianten gewaltsam die Menschenrechte negiert, können beim Blick auf den Nahost-Konflikt leicht dazu führen, Analyse durch Schwarz-Weiß-Malerei zu ersetzen. Ich halte das bei aller Demut, die ich vor den Opfern der Shoah empfinde, und bei allem Verständnis für den Wunsch der Täterkinder und –enkel, sich als moralisch einwandfrei zu erweisen, doch auch für gefährlich.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich das große Geld abstauben wollte und mich im Alter von 12, 13 oder 14 konfirmieren ließ. Den wöchentlichen Gang in die Kirche habe ich nur ausgehalten, weil ich die vielen Geschenke im Kopf hatte, die einen bei der Konfirmation erwarten. Im Gegensatz zum Religionsunterricht der Hamas, musste ich jedoch langweilige Bibelsprüche auswendig lernen und kann mich nicht daran erinnern, jemals mit Plastikgewehr durch die Kirche marschiert zu sein. Anders bei den palästinensischen Terroristen in Gaza, wo man bereits im Kindergarten lernt, wie man am besten Juden ermordet. Soviel zum Unterschied zwischen den Evangelikalen und der Hamas.


"Kindergottesdienst" in Gaza

An der Schwarz-Weiß-Malerei von der Paech hier schreibt, beteiligt er sich selbst nach Kräften. Schließlich gehört er zu jenen 65 Prozent der Deutschen, die sich "als moralisch einwandfrei" beweisen wollen, indem sie Israel als die größte Gefahr für den Weltfrieden ansehen. Während im Iran an Atombomben gebastelt wird, Nordkorea Nukleartests veranstaltet und in China ein Panzer nach dem anderen von den Fließbändern rollt, vertritt man hierzulande die Auffassung, Israel sei der größte Unruhestifter, den es in der Welt gäbe. Dass Paech tatsächlich der Meinung ist, mit seinem Palästina-Gefasel vom Mainstream abzuweichen, ist schon ein starkes Stück.

Aber zurück zu Paechs Argumentation: Man müsse, so erklärt er, mit allen verhandeln, denn ein Ausschluss aus der Diplomatie "bedeutet zwangsläufig, dass Gewalt bis an die letzten physischen Grenzen als einzige Option verbleibt. " Wo ist da bitteschön der Unterschied: Ob ich nun mit der Hamas verhandle oder nicht ist irrelevant, denn in beiden Fällen bleiben die Islamterroristen der Meinung, dass Israel von der Landkarte zu verschwinden habe. Aber das ist Paech egal, denn im antifaschistischen Kampf gegen die antisemitischen Mörderbanden im Nahen Osten möchte er lediglich den Ausschluss einer "Konfliktpartei" sehen.

Und deshalb bleibt für ihn alles beim alten:
Ich fordere deshalb nach wie vor den Dialog mit Hamas, wie ihn auch der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland Avi Primor, der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, der französische Außenminister Bernard Kouchner, jüdische Persönlichkeiten wie Prof. Alfred Grosser und Vertreter israelischer Friedensorganisationen fordern. Denn nur über den Weg der Verhandlung mit allen Parteien kann Israel den ersehnten, dauerhaften Frieden erlangen. Wer die Forderung nach Gesprächen mit Hamas als „Verbrüderung mit Terroristen“ denunziert, sieht offenbar nicht nur keinen Ansatzpunkt für eine friedliche Lösung, sondern gesteht damit seine politische Unfähigkeit ein und akzeptiert die weitere Eskalation von Gewalt und Gegengewalt im Nahen Osten.
Anders ausgedrückt: Weil es Trottel in Israel gibt, weil der ehemalige US-Präsident ebenso ein Schmock ist, wie der französische Außenminister, erkläre auch ich, Norman Paech, mich hiermit zu einem Vollidioten, der sich mit den Leuten von der Hamas zum Kaffekränzchen treffen möchte.

6/08/2008

Deutschlandparty vor meinem Fenster

Meine Eltern haben mich gut erzogen: Es würde mir nie einfallen, in aller Öffentlichkeit durch die Gegend zu pinkeln - auch dann nicht, wenn es darum gehen würde, eine Deutschlandfahne zu treffen. Dennoch habe ich gerade das große Bedürfnis, in eines der vielen schwarz-rot-gold bemalten Gesichter zu boxen, die gerade an meinem Fenster vorbeiziehen. Nur einige Meter von hier befindet sich eine Sporthalle, in der sich alle Idioten im Umkreis von mindestens 100 Kilometern zum Fußballschauen getroffen haben.

Nun marschiert der Mob, siegestaumelnd an meiner Wohnung vorbei. Es scheint, als habe die deutsche Nationalmanschaft das heutige Spiel gewonnen und obwohl ich von Fußball nicht viel halte, bin ich alleine deshalb dafür, dass die Deutschen so schnell wie möglich aus dieser Europameisterschaft rausfliegen, damit ich endlich meine Ruhe habe. Die Massen strömen an meinem Fenster vorbei, Deutschlandfähnchen schwenkend, bierselig grölend, mich davon überzeugend, dass es das Böse tatsächlich gibt: Es ist als hätte Onkel Adolf die Höllentore aufgestoßen um seine fürchterlichen Kreaturen direkt vor meiner Haustür auszuspucken.

"Wir gehen jetzt nach Polen, mit Messern und Pistolen!" grölt da eine Gruppe betrunkener und ergänzt: "Jetzt gibt es gute Laune, wir bringen alle Polen um!" Dazwischen immer wieder: "Deutschland, deutschland über alles!", lautes Hupen, jubeln. Da schreit einer: "Eyh, Du Missgeburt, du Polenfotze" und gleichzeitig trötet irgendein Idiot in eine Maschine, die lediglich dazu gedacht ist, laute und schrille Tröt-Geräusche von sich zu geben und den Mob anzufeuern. Frenetisches Geklatsche, lautes gehupe, Fahrradgeklingel und dann: "Sieg, Sieg, Sieg, Sieg", gefolgt von einem aggressiven und gemeinen: "Scheiß Polen!" Zwischendurch höre ich Geräusche von zerbrechenden Bierflaschen. Die Deutschen sind los und ich komme gar nicht mehr mit, jede Parole, die da von den Massen vor meinem Fenster gegröhlt wird mitzuschreiben: "Ruhm, Ruhm, Ruhm und Ehre!" schallt es zum Beispiel, begleitet von allem möglichen Singsang: "Oh wie ist das schö-hö-hön". Langsam werden die Schreie leiser und rücken in weitere Ferne. Jetzt fahren nur noch gelegentlich Betrunkene mit ihren Autos vorbei und drücken auf die Hupe.

Aber der Spuk ist noch lange nicht vorbei. Von weitem höre ich die Schreie immer noch und nur ein paar hundert Meter weiter geht die Deutschlandparty weiter: "Schwarz, rot, geil!" Und - wie es ein Mann vor meinem Fenster formuliert hat: "Allen Polen aufs Maul!" Ich möchte nicht wissen, was sich da in einiger Entfernung von mir zuträgt und hoffe sehr, dass es lediglich dabei bleibt, dass die Leute mit Nazisprüchen um sich werfen und nicht auf die Idee kommen, tatsächlich irgendwem Gewalt anzutun.

Von Männlichkeitsritualen halte ich genausowenig, wie von der Grünen Jugend. Aber wenn die Leute da draussen nichts anderes tun würden, als ihren Johannes rauszuholen und auf eine Deutschlandfahne zu pinkeln, dann - so bin ich mir sicher - wäre die Welt ein besserer Ort.

6/07/2008

Neues von Fathollah-Nejad

In den letzten Wochen hat Ali-Fathollah-Nejad, ein Aktivist der Organisation CASMII gleich mehrere Texte über die Iran-Konferenz in Berlin verfasst, in denen die Konferenz in den Kontext einer geheimen Verschwörung kriegstreiberischer Neokonservativer gestellt wird, die sich gegen den als verfolgte Unschuld imaginierten Iran verschworen hätten. Das ist natürlich der übliche Quatsch, den die Verteidiger der Mullahs immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen und wäre deshalb nicht weiter der Erwähnung wert gewesen. Allerdings haben sich die Angriffe von Fathollah-Nejad unter anderem gegen Thomas von der Osten-Sacken gerichtet, der einen der besten Vorträge auf der Iran-Konferenz gehalten hat. Und da dieser in den letzten Tagen immer wieder mit den Lügen konfrontiert wurde, die der CASMII-Aktivist über ihn verbreitet hat, ist es angebracht ein weiteres Mal darauf hinzuweisen, wer sich hier eigentlich gegen die vermeintlichen neokonservativen Kriegstreiber ausspricht: Ein Aktivist, der für eben jenes Regime in die Bresche springt, das jeden zweiten Tag dazu aufruft, Israel zu zerstören. Osten-Sacken hat ein paar Anmerkungen zu den jüngsten Texten von Fathollah-Nejad verfasst, die sich auf den Seiten des WADI-Blogs finden lassen:

Da er [Fathollah-Nejad, LZ] sich offenbar auf meinen Vortrag in Berlin eingeschossen hat - vielleicht auch, weil jene anwesenden Iraner, die der Opposition angehörten, diesen Beitrag mit besonderem Applaus bedachten – und ich in den vergangenen Tagen mehrfach auf diese Artikel angesprochen wurde, sehe ich mich genötigt an dieser Stelle kurz zu reagieren.

Herr Fathollah-Nejad ist clever und deshalb fügt er Teile meines Vortrages so zusammen, dass ein neuer Sinn entsteht, ganz so als wäre es mir in meinem Vortrag nicht um die Vision eines demokratische, säkularen, föderalen, auf der Gleichheit der Geschlechter fußenden zukünftigen Nahen Osten gegangen, sondern als hätte ich vom Podium dazu aufgerufen „Islam-Nazis“ tätlich anzugreifen. Vermutlich ist er nicht davon ausgegangen, dass alle Beiträge der Berliner Konferenz seit einiger Zeit als Mp3 Dateien herunterladbar sind. Wer also will, mag sich hier anhören, was ich gesagt habe und es mit den „Zitaten“ von Herrn Fathollah-Nejad vergleichen.

Hätte sich seine „Kritik“ nur gegen mich gerichtet, wäre mir, wie schon in Dutzenden ähnlichen Fällen zuvor, das Ganze einer Reaktion allerdings kaum wert gewesen. Der Mann verfolgt seine Interessen, und da es sicherschwer ist, das iranische Regime als dialogbereites, nettes Gebilde darzustellen, verstehe ich nur zu gut, warum eine Denunziation seiner Gegner einfacher und effektiver ist. Und wenn der Mann in Verbindung mit CASMII steht – und der obige Link legt dies nahe - so ist es sogar seine Pflicht, alles zu unternehmen, um das iranische Mullahregime zu schützen und in der westlichen Öffentlichkeit schön zu reden. Soll er dies auch weiterhin tun, es finden sich offenbar genügend Publikationen, die ihm gerne und viel Platz dafür zur Verfügung stellen. (Publikationen nebenbei, in denen man Artikel von iranischen Oppositionellen meist vergeblich sucht.)

Solange Herr Nejad sich lediglich mit meiner Person und meinen Äußerungen befasst, sei es ihm belassen, mich weiterhin als Baseballschläger schwingenden neokonservativen Israellobbyisten darzustellen; nur geht er in einem englischen Text einen Schritt weiter, denn er versucht, über meine Person die Organisation WADI als rassistischen Verein darzustellen.

Da nämlich steht, versteckt in eine Fußnote, der folgende Satz:

Due to Von der Osten-Sacken’s anti-Muslim agitation, the already independent WADI Austria recently dissolved from the main German organization to become what is now LEEZA.”

Woher hat er diese Information? Aus dem Netz nicht; mir ist keine derartige Erklärung von LEEZA bekannt. WaEs gibt viele Gründe, warum Wadi-Österreich sich von WADI e. V. einvernehmlich getrennt hat. Die jeweils unterschiedliche Haltung gegenüber dem iranischen Regime und seinem Atomprogramm war eine. Meine vermeintlich antimuslimische Propaganda, so weit mir bekannt ist, keine. Und einen Beleg für seine Behauptung wird der Autor nicht in der Lage sein zu liefern. Aber darum geht es ihm auch nur bedingt. Seine Intention ist eine andere: Herr Fathollah geht es um das Wörtchen „antimuslimisch“. Das unterscheidet sich auf den ersten Blick scheinbar kaum von dem hirnrissigen Kampfbegriff „islamophob“, der ansonsten gegen einen ins Feld geführt wird. „Antimuslimische“ Agitation aber ist nicht mehr gegen Religion im Sinne von Religions- bzw. Ideologiekritik gerichtet, sondern gegen konkrete Menschen, die sich als Muslime definieren. Wer „antimuslimische Agitation“ betreibt ist kurzum Rassist, kein Kritiker.
Angeblich also haben ehemalige Kollegen von mir sich von WADI getrennt, weil ich ein Rassist sei. Nun weiß Herr Fathollah-Nejad so gut wie ich, dass er sich grün und blau suchen kann, ohne je auch nur eine rassistische Äußerung von mir zu finden. Deshalb unterstellt er mir dies auch nicht direkt, dann nämlich hätte er ein Verfahren am Hals, dass er verlieren würde, sondern legt die Behauptung anderen in dem Mund.

Nebenbei ist Osten-Sacken sehr vorsichtig, was Fathollah-Nejads Verbindungen zu CASMII angeht. So schreibt er:
Besagter Herr Fathollah-Nejad firmierte noch bis vor kurzem als deutscher Ansprechpartner der Organisation CASMII, die seit langem in begründetem Verdacht steht, eng mit dem iranischen Mullahregime verbandelt zu sein und als dessen Sprachrohr in Europa und den USA aufzutreten.
Noch bis vor kurzem? Wenn man eine Anfrage an CASMII richtet, um nach Referenten zu fragen (was ich vor kurzem getan habe), bekommt man eine Antwort von Fathollah-Nejad, der sich selbst als Referent anbietet und erklärt, die Anfrage sei von CASMII an ihn weitergeleitet worden. Offenbar ist er also dafür zuständig, Anfragen für die Organisation zu bearbeiten. Und natürlich schmückt sein Konterfei nach wie vor die Liste der CASMII-Aktivisten. Das Problem ist nur, dass Fathollah-Nejad nicht mit den Mullahs in Verbindung gebracht werden möchte, da er sich seinen Ruf als objektiver und nüchterner Wissenschaftler bewahren möchte, der sich eben nicht auf Propagandatour für die Mullahs befindet, sondern angeblich ernsthafte Forschungsergebnisse präsentiert. Und eben dashalb ist er auf keiner der Veranstaltungen, auf denen er aufgetreten ist, als Mitglied von CASMII, sondern als "Politologe", "Wissenschaftler" oder dergleichen angekündigt worden. Der Mann ist nach wie vor ein Vertreter des Mullahregimes, der sich nicht traut, offen auszusprechen, dass er als Mitglied von CASMII nicht nur die Bombe, sondern auch die Unterdrückung der iranischen Opposition mitträgt.

Update:
Beim WADI-Blog gibt es außerdem einen kurzen Beitrag über CASMII und die Revolutionären Garden.

6/06/2008

Filistina in Hannover

In Hannover, wo dieses Wochenende der Afghanistankongress stattfinden wird, findet auch eine Veranstaltungsreihe über "Filastina" statt, über einen Staat also, den es nicht gibt. Geladen sind dort lauter alte Bekannte, wie zum Beispiel Udo Steinbach, dem unaufhörlichen Apologeten des palästinensischen und islamischen Terrors gegen Israel und die Juden, der sich nicht geschämt hat, die antisemitische Terrorintifada mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto gleichzusetzen oder Rolf Mützenich, einem der außenpolitischen Berater von Frank Walter Steinmeier, der kein Problem damit hat, in den Libanon zu fahren, um dort gemeinsam mit der Hisbollah gegen Israel zu hetzen. Solche antiisraelischen Veranstaltungsreihen sind keine Seltenheit und finden gerade zum 60. Geburtstag des jüdischen Staates an allen Orten statt, fühlt man sich doch gerade hierzulande der palästinensischen Sache eng verbunden. Nicht nur Steinbach und Konsorten wäre es am liebsten, wenn der Staat Israel endlich "von der Landkarte gewischt" werden würde, ein Anliegen das die Israelhasser in Hannover mit ihren Freunden in "Filistina" eint.
Als Anliegen von Filistina weisen die Veranstalter aus, „auf die kulturelle, soziale und politische Existenzberechtigung des palästinensischen Volkes in einem gleichberechtigten Staat“ aufmerksam machen zu wollen und behaupten damit implizit eine existentielle Bedroht-heit des Volkes, welches sich doch erst in der Feindschaft gegen die Juden konstituiert hat. Und gerade weil die palästinensische Identität wie die deutsche auf nichts anderem beruht als auf irrationaler Feindschaft, muss sie sich permanent bedroht fühlen und um sich schlagen, sowie sich selbst als Kulturnation mit aller-lei Tradition und Folklore inszenieren. In solcher Inszenierung wird aber tatsächlich die nur durch Gewalt und Feindschaft konstruierte Identität fetischistisch als ewige Naturtatsache aufgeblasen, um im Karneval der kulturellen Vielfalt seinen festen Platz einzufordern und das Individuum - subsumiert unter das Kollektiv - in den Kulturkerker zu sperren.

[...]

Auch die famose Forderung des Rückkehrrechts der palästinensischen Flüchtlinge, die garantiert auch bei „Filistina“ wieder erhoben wird, weiß ganz genau um seine Implikationen, die verschwiegen werden. Wie kommt es denn, dass der Flüchtlingsstatus sich auf die nachfolgenden Generationen vererbt und diese nach 60 Jahren immer noch in sogenannten Flüchtlingslagern leben? Doch wohl nur, um diese von den arabischen Staaten und der palästinensischen Führung als Anklage und Druckmittel gegen Israel zu instrumentalisieren. Hierin, wie auch bspw. in der missbrauchenden Benutzung der Gaza-bevölkerung durch die Hamas, wenn sie ihre Raketen aus Wohnsiedlungen abfeuert oder den Menschen Nahrung und Versorgung vorenthält, um Israel die Schuld zuzuweisen, zeigt sich die vollkommene Menschenfeindlichkeit der palästinensischen und arabischen Führer. Die Ablehnung des Rückkehrrechts durch Israel allerdings ist alles andere als behaupteter Rassismus. Denn die mittlerweile über Generationen stark zugenommene Zahl der sogenannten Flüchtlinge, die stark antisemitisch aufgehetzt sind, würde nicht nur die Sicherheit Israels gefährden, sondern auch die notwendige Besonderheit Israels als jüdischer Schutzraum in einer antisemitisch strukturierten Welt in Frage stellen. Und genau darum geht es den Antisemiten: Die Juden wieder wehrlos zu machen, um über sie verfügen zu können, d.h. perspektivisch sie zu verfolgen und zu vernichten. Es lässt sich also feststellen, dass Filistina nichts anderes ist als ein geschichtsrevisionistisches und antizionistisches Projekt deutsch-palästinensischer Waffenbrüderschaft, welches den Holocaust relativiert und völkisch-kulturalistischen Nationalismus vermittelt.
Diese Zeilen kommen aus einem Flugblatt der Gruppe Anomy Hannover, in dem ausführlich über die Veranstaltungsreihe informiert wird, zu der nur die Crème de la Crème der antizionistischen Prominenz geladen wurde. Da erfährt man zum Beispiel, dass es sich um eine Initiative der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft handelt, deren Vorsitzender dem Namen seiner Organisation alle Ehre macht und sich mit der Hamas und dem palästinenschischen "Volkswillen" solidarisiert. Da das gesamte Flugblatt erst in den nächsten Tagen online gestellt wird, sei hier bereits ein Auszug dokumentiert:
Die maßgeblichen Veranstalter sind Raif Hussein und Wilhelm Wortmann. Im Interview mit der völkischen Tageszeitung Junge Welt vom 4. Februar 2006 verurteilt der Vorsitzende der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, Raif Hussein, die „Widerstandsstrategie“, wie er es nennt, der per Volkswillen zur Regierung des Terrors aufgestiegenen Mörderbande der Hamas. Diese erklärt in ihrer Organisationscharta, was die Deutschen spätestens seit Adolf Hitler wissen, nämlich dass die Juden hinter allen Kriegen und Übeln in der Welt stecken, hinter Kapitalismus wie Kommunismus, um die Weltherrschaft zu erlangen, was in der Charta mit den Protokollen der Weisen von Zion „belegt“ wird. Die Selbstmordattentate, dieses „Sein zum Tode“, deren erklärtes Ziel es ist, im Namen Allahs und des palästinen-sischen Volkskollektivs, also aufgrund von Aberglauben, möglichst viele Juden in Stücke zu reißen, diese beste deutsche Tradition verurteilt Hussein nicht etwa aufgrund ihrer barbarischen Raserei, aufgrund des wahllosen Tö-tens von Menschen, weil sie Juden sind, nein, er verurteilt sie, weil sie „der palästinensischen Sache mehr geschadet“ hätten „als alles andere in den vergangenen 40 Jahren“ - also aus demselben Grunde wie ein Mo-hamed Mahathir, ehemaliger malaysischer Minister-präsident, Selbstmordattentate ablehnt, da sie für einen langangelegten „Endkampf“ der Muslime gegen die Juden hinderlich und kontraproduktiv seien. Er verurteilt sie also aufgrund eines „Antisemitismus der Vernunft“, der schon die Initialisierung des deutschen Vernichtungs-programmes war. Hussein möchte aber nicht vorschnell pauschalisieren: So differenziert er innerhalb der Hamas, die sich auf das Töten von Juden eingeschworen hat, zwischen Gemäßigten und Radikalen, also zwischen Leuten wie Hussein, Mahathir und Hitler einerseits und den ungestümen Suizidbombern andererseits.

Der Westen allerdings, so weiß Hussein, wolle die Hamas und damit das „Volk“ nur erniedrigen, also in ihrem erhabenen islamischen Ehrgefühl verletzen, wenn er darauf dränge, Israel anzuerkennen, wodurch die Radi-kalen gestärkt würden. Was ja nur heißen kann, dass die Existenz Israels - und also der Juden - das islamische Ehrgefühl verletzt und daher aus Gründen der Würde Israel vernichtet werden müsse. Weiter spricht er von einer „Apartheitsmauer“, womit er die Sicherheitsbar-riere meint, die bereits viele willige Massenmörder von ihren Taten abgehalten hat. In Verdrehung seiner eigenen Wünsche branntmarkt er damit Israel als rassistisch und faschistisch.

In einem Interview der Rechtspopulisten von Linksruck bezeichnet er Israel überdies als „koloniales Projekt“, womit er durchblicken lässt, dass er Israel erstens keine lange Lebenszeit mehr gewähren möchte, da ein Projekt nur etwas Vorübergehendes ist, und zweitens wärmt er die Mär der jüdischen Weltverschwörung auf, indem er Israel zur nur jüdischen Kolonie degradiert, was ja heißen muss, dass es dazu noch das entsprechende jüdische Imperium geben müsse, welches in der antisemitischen Fabulation letztlich die ganze Welt sei, im engeren sich aber aktuell meist auf die USA konzentriert. Da dem Antisemiten die jüdische Schuld immer schon a priori feststeht, weiß auch Hussein, dass es Israels schuld sei, dass die Hamas neben den besorgten Geldern aus Europa nun auch großzügig vom Iran fürs Judenmorden belohnt wird. Was die Anti-semiten den Juden antun wollen, das behaupten sie als jüdische Machenschaft. So wollen Nationalsozialismus und Islamismus die Weltherrschaft und behaupten darum, die Welt vor einer jüdischen Weltherrschaft retten zu müssen.

So ist Hussein auch Unterzeichner eines Aufrufs zur Bildung eines internationalen Komitees für den Schutz des „palästinensischen Volkes“ vor der „schleichenden ethnischen Säuberung“, des „Völkermordes“, den die Israelis angeblich an den Palästinensern voll-ziehen würden, wobei doch die Wahrheit ist, dass die meisten Palästinenser durch andere Palästinenser bei in-ternen Machtkämpfen und beim Vollzug von islamischen Strafen gegen Sünder und vermeintliche Kollaborateure ihres Lebens beraubt werden. Hierbei handelt es sich also abermals um eine Projektion eigener Absichten und zugleich um eine deutscherseits gern gesehene geschichts-revisionistische Umkehr.

Wilhelm Wortmann seinerseits führt den Nahostkonflikt ursächlich auf die Einwanderung jüdischer „Eindringlinge“ zurück. Während er einen behaupteten israelischen „Staatsterror“ verurteilt, gesteht er den PalästinenserInnen das Recht auf Widerstand in verschiedenen Formen zu, womit er den Aufruf zum Judenmord nur notdürftig verschleiert. Nicht ein sprachlicher Faux-pas unterläuft ihm, wenn er als israelische Intention zum Bau der Sicherheitsbarriere angibt, sie diene dazu, „den arabischen Lebensraum hermetisch abzuschließen“, sondern seine eigenen Sehnsüchte offenbaren sich in der Verwendung des nationalsozialistischen Terminus „Lebensraum“, den es gegen jüdische „Eindringlinge“ zu verteidigen gelte, in der Projektion auf das Objekt seiner Sympathien. Deswegen findet er auch, dass die arabi-schen Länder 1947 „aus nachvollziehbaren Gründen“, die er verschweigt, den UN-Teilungsplan ablehnten. Und daher bleibt auch das Selbstbekenntnis „Wir als Europäer - und als Deutsche“ nicht aus, woraus eine besondere Verantwortung für Palästina erwachse, weswegen „wir“ „um so unerbitterlicher“ Fragen an Israel stellen müssten. Die eigentliche Intention seiner Palästinasolidarität verkündet er sogleich in einem vorangestellten, unbelegten Zitat eines „bekannten Israelis“: „Mit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 hat Israel seine Unschuld verloren!“ Darum geht es dem deutschen Palästinafreund: Um die jüdische Schuld, die von deutscher Schuld entlastet und dazu herausfordert, sie – gerade als Deutscher – anzukla-gen, also um die Fortsetzung der deutschen Obsession, den jüdischen Störenfried unaufhörlich zu jagen.
In den nächsten Tagen wird der gesamte Text auf den Seiten der Gruppe Anomy Hannover online gestellt. Mittlerweile ist das Flugblatt in voller Länge im adf-Forum zu finden.