12/01/2007

Deutscher Rückzug

Beim Handel mit den iranischen Mullahs lassen sich gute Geschäfte machen. Deshalb ist die Bundesregierung bemüht, die Beziehungen zum iranischen Markt auszubauen. Allerdings haben die deutschen Unternehmen Angst davor, die Handelsbeziehungen zu den USA könnten darunter leiden und ziehen sich zurück. So erklärt zumindest der deutsche Botschafter in Teheran die Beziehungen zum Iran:
Limits in relations between German banks and companies with Iran have come due to the U.S. pressure on Berlin, said German Ambassador to Tehran, Herbert Honsowitz.

“The main reason behind the issue is the widespread relations between Germany and the United States, and these limitations have been placed due to the want of the U.S. side,” he said in a meeting with the Kish Free Trade Zone Managing Director Majid Shayesteh on Thursday.

He added under the U.S. pressure many German banks and companies have reduced their cooperation with Iran, although the efforts of the German government are directed towards expanding bilateral ties.
Die Deutschen mussten offenbar nachgeben. Obwohl die Regierung es mit den Mullahs hält, hat sich die Wirtschaft dem Druck aus den Vereinigten Staaten beugen müssen.

Derweil gibt es jede Menge andere Länder, die sich den iranischen Verbündeten liebend gerne anschließen. Honsowitz's Kollege aus Österreich will zum Beispiel an der Iranischen Freihandelszone teilnehmen:
Austrian Ambassador to Tehran Michael Postl voiced on Friday the eagerness of his country’s investors to participate in the projects of Iran's free trade zones (FTZs) particularly southern Qeshm Island.

Attending the inaugural ceremony of Iran-Austria historical photo exhibition in Qeshm, he referred to the sides’ wide economic, trade, and cultural ties.
Während die Deutschen sich zurückziehen müssen, boomt das Iran-Geschäft in anderen Staaten. Beim Seminar für Arabisch-Asiatische Investitionen wirbt ein Vertreter der Mullahs für engere Beziehungen zwischen dem Iran und Asien:
Iran's charge d'affaires to Syria has said that the Asian states must draw up coordinated policy and develop regional and international cooperation to secure investment in the field of energy.

Mir-Mas’ud Hosseinian made the remark at the inaugural ceremony of the First Seminar on Arab-Asia Investment.

He said that the Asian nations need to adopt serious programs in order to forge a foothold in the international economy.
Zumindest in China nimmt man diese Einladung bereitwillig an:
Broadcasting officials from China and Iran recently agreed to expand cooperation in radio and television fields such as co-productions and content exchanges, in a bid to strengthen ties between the countries, according to the Asia-Pacific Broadcasting Union.
Zbigniew Brzezinski erklärt in einem für meinen Geschmack etwas zu nüchternem Beitrag in der Washington Post, wie es um die ökonomischen Beziehungen zwischen dem Iran und China bestellt ist:
Beijing and Tehran do not want their economic relationships disrupted; Iran supplies much-needed oil to China, and China supplies equally needed weapons and industrial products to Iran.
Auch der Außenminister Sri Lankas hatte wichtige Handelsabkommen im Gepäck, als von seinem Besuch in Teheran zurückkehrte.
Talking about the achievements gained during Sri Lanka's president's visit to Tehran, the Finance Ministry Secretary Dr. PB Jayasundera stated that Iran is to supply 70 percent of his country's oil requirements.

Speaking to Sri Lanka's national newspaper, P B Jayasundera said that during the president's visit to Tehran they could secure 7-month credit facilities to import oil from Iran.

These credit facilities make it possible for Sri Lanka to pay the costs of the imported oil not immediately after receiving it.
Im Iran ist man darüber hinaus bemüht die Beziehungen mit Lateinamerika zu stärken und die Kontakte zu den arabischen Staaten auszubauen:
Tehran and Cairo have great economic potentials to reinforce bilateral relations, said Iran’s industries and mines minister here Friday.

Accompanied by a delegation of industrial managers, Ali-Akbar Mehrabian departed for Cairo today to visit some projects and hold talks with Egyptian officials.

Peugeot Pars sedan’s factory will go on stream in Egypt during the minister’s three-day-long trip as Iran tries to expand its cooperation with countries of Latin America, Asia, and Europe in a bid to globalize its auto industry.
Der Kooperationsrat der Golfstaaten hat Ahmadinedjad eingeladen, eine seiner Hasspredigten zu halten. Es ist das erste Mal, dass ein iranischer Präsident zu diesem Treffen eingeladen wird:
Ahmadinejad's visit was aimed at strengthening ties with countries of the region, Hashemi said, adding that there were ample opportunities for cooperation in the region and the visit will be used to the benefit of further deliberations and cooperation with these countries.
Die Welt teilt sich in diejenigen, die die USA mehr oder weniger widerwillig unterstützen und den Staaten, die sich auf die Seite der Mullahs schlagen. Die Diplomatischen und ökonomischen Beziehung, die der Iran überall zu etablieren versucht, sollen sein Atomprogramm absichern und dazu beitragen, die Sanktionen der USA und ihrere Verbündeten zu unterwandern. Die Konfrontationslinien werden immer klarer.

Es ist zu vermuten, dass viele der Staaten, die sich auf die Seite der Mullahs geschlagen haben, im Falle einer Konfrontation zwar laut schimpfen werden, den Iran aber doch nicht für wichtig genug halten, um sich offen mit den USA anzulegen. Nur einer steht mit hundertprozentiger Sicherheit an der Seite von Ahmadinedjad: Sein guter Freund Hugo Chavez.

Auf jedem Fall ist es schön zu sehen, wenn den Deutschen vorgeführt wird, dass sie nichts zu melden haben. Es wird Zeit, den Mullahs dasselbe zu zeigen.

Nachtrag:
Matthias Küntzel erklärt, dass die Geschäfte mit den Mullahs ohne weiteres fortgesetzt werden. Er beruft sich unter anderem auf eine Erklärung von Hosnowitz vom 19. November und erwähnt seine neueren Äußerungen nicht. Es ist gut möglich, dass ich mich zu früh gefreut habe. Andererseits scheint der deutsche Botschafter in Teheran kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Er propagiert die Geschäfte mit dem Iran ja weiter und erklärt wie sehr die Bundesregierung den Handel mit den Mullahs fördert.

Mit anderen Worten: Küntzel hat mich mit seinem Artikel nicht vollkommen überzeugt. Ich halte es für plausibel, dass sich aus ganz pragmatischen Gründen ein Rückgang der deutschen Irangeschäfte bemerkbar macht. Allerdings nicht deshalb, weil die Bundesregierung das gerne hätte, sondern aufgrund von Druck seitens der USA. Es gibt nach wie vor Unternehmen, die gerne im Iran investieren, wie zum Beispiel RWE.

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