12/13/2007

Anmerkungen zur Situation in Afghanistan

Die Nachrichten aus Afghanistan sind selten erfreulich. Anders als im Irak war es nicht Ziel der Vereinigten Staaten das Land zu demokratisieren, sondern Al Qaeda die Ausbildungslager zu zerstören und die Organisation zu zerschlagen - und das ist in Afghanistan schon lange gelungen. Während die Nachrichten aus dem Irak immer besser werden (ausführlicher wird darüber beim Wadi-Blog berichtet, zum Beispiel hier, hier, hier, hier, hier und hier), bekommt man aus Afghanistan in der Regel schlechtes zu hören.

Tatsächlich soll es im Jahr 2007 immer wieder zu schweren Kämpfen zwischen den Taliban und den afghanischen und internationalen Truppen gekommen sein. AFP berichtete vor einiger Zeit, es habe sich um "das blutigste Jahr" seit Sturz der Taliban gehandelt:
2007 fielen der Gewalt in Afghanistan rund 6000 Menschen zum Opfer. Die Mehrzahl der Getöteten waren Taliban. Aber auch rund 1000 afghanische Sicherheitskräfte und 200 ausländische Soldaten starben.
So fürchterlich diese Bilanz auch sein mag: Die Zahlen zeigen vor allem, dass in Afghanistan ein Krieg geführt wird. Es handelt sich um Kämpfe, die entscheiden werden, in welche Richtung die Entwicklung des Landes gehen wird. Der Feind mit dem es die internationalen Truppen zu tun haben arbeitet nicht nur ganz offen mit Al Qaeda zusammen, sondern operiert eben auch wie die Terroristenbande. Gleichzeitig isolieren sich die Taliban, indem sie immer wieder die Zivilbevölkerung als Geisel nehmen:
Bei einem separaten Feuergefecht kamen zwei Kinder ums Leben, als die Streitkräfte auf Taliban-Kämpfer schossen, die sich in einem Konvoi von Zivilpersonen versteckt hatten.
Und barbarische "Strafen" vollstrecken:

Armed militants entered a school in Sayed Karam district of Paktika province and dragged the schoolboy out of his class and shot him dead, Esmatuallh Alizai, provincial police chief said.

"The boy, who was teaching English to other students after school hours, had been warned by the militants to stop teaching," Alizai said.

Gleichzeitig verhält es sich jedoch nicht so, wie all jene behaupten, die am liebsten überall den Weltuntergang sehen würden. So erklärte man zum Beispiel bei der Deutschen Welle, die Situation sei so verfahren, dass eigentlich nichts anderes übrig bleibe, als mit den Taliban zu verhandeln - ein Umstand, vor dem die afghanische Regierung "die Augen verschließe". Das ist selbstverständlich Schwachsinn.

Im Gegenteil verhält es sich so, dass es den Taliban nicht gelingt, die ökonomische Entwicklung des Landes aufzuhalten. Die afghanische Regierung wird zunehmend stärker und das Gesundheitssystem des Landes hat sich verbessert. Die Gewalt in Afghanistan hat zugenommen, weil die Macht der Taliban am bröckeln ist und die Jihadisten deshalb mit voller Kraft mobilisieren.

In den letzten Tagen brachen schwere Kämpfe aus, die damit endeten, dass die Taliban eine Niederlage erlitten:
Zehn Monate nach dem Einmarsch der Taliban in Musa Kala haben britische und afghanische Truppen die Aufständischen aus ihrer südafghanischen Hochburg vertrieben. Gordon Brown stattet Hamid Karsai unterdessen einen Überraschungsbesuch ab.

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kabul, Sahir Asimi, sagte, dass die Soldaten nach viertägigen schweren Kämpfen ins Zentrum der Stadt vorgedrungen sind und alle wichtigen Gebäude besetzt haben.
Nachdem Musa Kala eingenommen wurden, flüchteten die Talibanterroristen ins benachbarte Sangin, wo es amerikanischen und britischen Truppen gestern gelang, sie zu töten:
Unterdessen wurden bei Kämpfen um die südafghanische Stadt Sangin nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Kabul mehr als 50 radikalislamische Taliban-Kämpfer getötet worden. Die Extremisten seien zuvor aus Mussa Kala geflohen, einer Stadt, die die Taliban seit Februar beherrscht, aus der sie aber zu Beginn der Woche vertrieben worden waren. Die Taliban flohen dann in Richtung Sangin in der Provinz Helmand, wo sie Regierungseinrichtungen angriffen, wie das Verteidigungsministerium in Kabul erklärte.
Die Kämpfe in Afghanistan werden mit Sicherheit weiter andauern und auch dieser Sieg, hat zunächst vor allem eine symbolische Bedeutung. Noch immer haben die Taliban Kontrolle über entlegenere Gegenden und werden auch weiterhin dazu in der Lage sein, Terroranschläge zu organisieren.

Gleichzeitig sieht es so aus, als hätte die Bevölkerung Afghanistans die Nase voll von den Taliban, die sich durch ihre brutalen Aktionen zunehmend vom Rest der Bevölkerung isolieren. Heute versammelten sich mehrere hundert Frauen in den Städten Afghanistans, um für Frieden zu beten.

"Nationales Friedensgebet der Frauen" - unter diesem Motto verliefen die Märsche in den Hochburgen des konservativen und wahhabitischen Islam. Schauplatz waren die Verwaltungszentren der Provinzen Kandahar und Helmand.

Zum vereinbarten Zeitpunkt brachen Tausende in die traditionellen Gebetsrufe aus, Allah um die Gnade des Friedens für ihre Kinder anflehend, die unter dem fast schon 30-jährigen Bürgerkrieg leiden.

Die ungewöhnliche Massenaktion hat in der patriarchalischen Gesellschaft regelrecht einen Schock ausgelöst. Die Frauen gehören schließlich nach alter Sitte an den Herd. Ein Menschenleben ist fast nichts wert.

Zwischen den Gebeten standen Frauen auf und berichteten von ihrem Schicksal unter den Taliban und während des Krieges gegen die Sowjetunion:

Bibi Hajani spoke of her son who was decapitated while delivering supplies to Dutch troops in Uruzgan province earlier this year. A widow herself, she begs for cash and teaches the Qur'an to girls to support her now widowed daughter-in-law and her six grandchildren as well as her own five daughters.

For Zainab it was the loss of her husband, an army officer killed during the Russian war, that turned her once comfortable happy life into one of chaos and uncertainty. When the school at which she taught was closed under the Taliban, she was forced to bake bread from morning to night for 1,000 boys at a madrassa, or religious school.

Es handelt sich endlich einmal um gute Nachrichten aus dem Land, in dem nun seit drei Jahren darum gekämpft wird, die Taliban und Al Qaeda loszuwerden. Auch wenn davon auszugehen ist, dass es der Krieg gegen die Jihadisten auch in den nächsten Jahren weiter geführt wird, sind Erfolge zu erkennen. Auf lange Sicht werden sich die Jihadisten nicht durchsetzen können.

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