6/24/2009

Dienstag: Stimmen aus dem Iran

Heute hat der Streik begonnen. Laut Twitter beteiligen sich 30% der Bevölkerung im Iran, vor allem in den kurdischen Gebieten soll ein Schwerpunkt des Streiks liegen. Auch in den Basaren ist es angeblich zu Streiks gekommen, allerdings hat das Regime gedroht, den Händlern die Lizenzen zu entziehen.

Ansonsten ist die Situation schwer einzuschätzen. Offenbar zeigen die Truppen des Regimes in massive Präsenz. Seit gestern sind unzählige Revolutionsgarden, Bassidji und Polizisten in Teheran unterwegs.

Die Opposition gerät unter immer stärkeren Druck. "Wir haben Probleme", heißt es in einem Tweet, "Neuigkeiten zu übermitteln, weil viele unserer Kontakte verhaftet wurden". Es ist von Razzien und Festnahmen die Rede. "Die Regierung", heißt es, "benutzt Einschüchterungstaktiken und es sieht so aus als hätten sie Erfolg". Die Regierung zeigt Bilder von Demonstranten im Fernsehen. Bei Facebook schreibt ein bekannter Aktivist: "Die iranischen Agenten haben unser Haus und die Leute die dort leben angegriffen, sie suchen im ganzen Land nach mir."

Obwohl die Regierung offenbar einigen Erfolg hat, die Proteste einzudämmen, soll es auch heute zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen sein. Es seien immer wieder Schüsse vom Azadi-Platz zu hören, heißt es in einer Meldung. Die Demonstranten würden dort versuchen eine Polizeiblockade zurückzudrängen. Es ist von Straßenkämpfen die Rede, an denen sich mehrere hundert Personen beteiligen würden. Man hört von Barrikaden und Feuer.

Das Regime muss heute ungemein brutal reagiert haben. "Ihre Knüppel sind elektrisch und sie machen ein elektronisches Geräusch wenn sie sie durch die Luft schwingen". Man hört von Milizen, die auf Motorrädern durch die Stadt fahren und Passanten grundlos verprügeln. "Die Regierung versucht nicht die Proteste zu brechen", heißt es in einem Tweet, "sie versuchen Leute zu töten." Tatsächlich sollen Polizisten und Bassidji immer wieder in die Menge geschossen haben.

Der Bassidj-Stützpunkt im Shiroudi-Stadion soll in eine Folterlager verwandelt worden sein. Darüber hinaus sind angeblich provisorische Gerichte eingerichtet worden, um die Demonstranten schnell aburteilen zu können. Die westlichen Botschaften, von denen zumindest einige verwundete Demonstranten aufgenommen haben, wurden heute von den Milizen des Regimes umstellt und abgeschirmt. Die Verwundeten, die dort Zuflucht suchen wollten, wurden verhaftet.

Auch heute Nacht wurde Allah-i-Akhbar von den Dächern gerufen. Die Stimmen seien ebenso laut gewesen, wie in den anderen Nächten. Allerdings war in den letzten Tagen oft davon die Rede, dass "Tod dem Diktator" geschrien wurde. Auch aus den Videos hatte ich den Eindruck gewonnen, dass religiöse Parolen abnehmen. Nun bin ich mir nicht mehr so sicher, ob diese Einschätzung tatsächlich den Tatsachen entspricht.

Angeblich ist es in "allen größeren Städten" zu Unruhen gekommen. Ganz konkret ist von Mashhad die Rede.

Die Videos von heute sind ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Es ist wie immer unklar, ob sie tatsächlich vom heutigen tag stammen:







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