1/03/2009

Linke Provinzdeppen

Linke Sekten gibt es überall und meist ist eine dieser Gruppen bescheuerter als die andere. In Marburg gibt es zum Beispiel eine "association antiallemande", ein Zirkel, der es sich zur Aufgabe gemacht hat seine mangelnden französischkenntnisse unter Beweis zu stellen, indem er Veranstaltungen unter dem Titel "Le Beau Critique" organisiert. Neuerdings prangt auf der Homepage der Antideutschen das folgende Banner:


Heidegger beklagt sich, dass die marburger Studenten nicht Nazi genug sind und die Linken antideutscher Provenienz finden es auch noch toll diesen Scheiß abzufeiern... Aber was will man von Linken auch anderes erwarten.

11 comments:

Anonymous said...

Lieber Herr Zelig,

"der schöne Kritiker" ist eine legitime Übersetzung, die bei ausreichenden Kenntnissen der französischen Sprache auch Ihnen dämmern könnte. Dafür müsste man aber Punkt 2 jedes ordinären Wörterbuches beachten - eine Frage des Vermögens. Ähnlich ergeht es Ihnen offenbar mit philosophischen Texten - Kant hinwegzufegen, mit einer legitimen Kritik seiner Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, ein Leichtes, erspart es aber die Lektüre der Kritiken? Jeder Provinzler kennt die Implikationen der Heideggerschen Ontologie, die politisch-moralisch zu kritisieren, erspart es aber dem Vernünftigen die Arbeit am Begriff? Erspart es vor immanenter Kritik, die etwas anderes als Ticketdenken? Jedem, dem die Freiheit ein emphatischer Begriff, sollte nicht mit diesen dogmatischen Setzungen agieren. Aber wem will man die Reflexion zumuten, der offenkundig nur in seinen politologischen Sandkastenspielchen befangen, auch wenn so mancher Standpunkt ein richtiger.

Hochachtungsvoll,

eine geneigte Leserin.

Leonard Zelig said...

Dieses Gerede ist mir zu antriebslos und bieder. Gehts nicht ein bisschen zackiger?

Leonard Zelig said...

Kommentare, in denen Anspielungen auf meine tatsächliche Identität gemacht werden lösche ich hier. Wer mit den Texten der marburger Antideutschen vertraut ist, wird schnell erkennen, dass es sich bei der "geneigten Leserin" um den Hauptschreiberling dieser Gruppe handelt, der sich nun darüber beklagt, ich würde das Heidegger-Zitat ganz falsch verstehen. "Zitation" so schrieb er, sei "nicht gleich Affiliation", aber das sei mir, dem gemeinen und vor allem "antiintellektuellen" Zelig, mit meinem beschränkten Horizont nicht verständlich zu machen. Leider macht das Zitieren von Heidegger noch niemanden zum Intellektuellen. Im Gegenteil: Wer Nazislogans auf seine Seite setzt - hier geht es um den Inhalt und nicht darum, dass Heidegger Nazi war! - und dann behauptet, das sei keine Stellungnahme, sondern Ausdruck eines hohen Intellekts, der hat offenbar einen an der Waffel.

Anonymous said...

Süßer!

Was meine Identität anbelangt, muss ich Dich leider enttäuschen, aber der Herr ist mir sehr bekannt, ja. Und Zelig, über aus interessant, woher nimmst Du denn, dass dies ein Nazi-Slogan ist? Bitte an diesem Zitat ausführen. Und wenn Du dann nicht darauf rekurrierst, dass Heidegger ein Nazi war, dann bist Du ein hermeneutisches Ass - aber darauf muss man bei einem solchen "Schreiberling" wie Dir warten, lange. Oder ist die Beschäftigung mit Negativität oder dem Nichts ein nazistisches Projekt? Wenn ja, dann ist Philosophie ein Weg nach Auschwitz. Und ein Buchstabe verrät ja noch nicht Deine Identität.

Grüße aus einer schönen Stadt,

A.

Leonard Zelig said...

Soetwas passiert, wenn man sich in einem Umfeld bewegt, in dem jeder dieselbe Schreibe besitzt: Man wird verwechselt.

Die geforderte immanente Kritik kommt natürlich nicht ohne einen Hinweis auf Heideggers Antisemitismus aus, der meiner Meinung nach den Kern seines Denkens ausmacht. Aber das wird hier, wie ich mittlerweile in Erfahrung gebracht habe, ja bezweifelt. Das Argument lautet: Es gibt unzählige Lesarten von Heidegger und wer sich auf eine festlegt - nämlich die, dass der Mann Antisemit ist - der ist ein Dogmatiker. Gegen diesen postmodernen Skeptizismus kann man philosophisch leider nicht viel ausrichten, denn selbstverständlich stimmt es, dass man Texte auf unterschiedliche Arten interpretieren kann und so wie es einigen Leuten gelingt, aus Adolf Hitler einen Freund der Juden zu machen, kann auch Heidegger als Philosoph betrachtet werden, der sich nicht durch seinen Nazismus auszeichnet. Klar, kann man das Zitat rechtfertigen, indem man behauptet, der Mann würde sich darüber beschweren, die marburger Studenten reflektierten zu wenig. Aber es handelt sich eben um Heidegger und der sagt noch ganz andere Dinge, zu denen man das Zitat ins Verhältnis setzen muss.

Das einzige Argument, dass ich dagegen in Anschlag bringen kann, dass man alles in jeden Text hineinlesen kann und dass eine bestimmte Lesart dogmatisch und unzutreffend ist:

Wir können uns leider nicht miteinander verständigen, denn alles was hier gesagt wird ist so vieldeutig, dass es niemand zu verstehen vermag. Ja, welchen Sinn soll es überhaupt machen sich mit Heidegger zu beschäftigen, wenn man ohnehin keine Aussage über ihn treffen kann. Und was soll dann ein solches Zitat überhaupt noch bedeuten? Und insofern ist dann alle Philosophie ein sich beschäftigen mit dem Nichts, weil niemand mehr den anderen verstehen kann.

Anonymous said...

Lieber Zelig,

nein, man kann nicht alles in einen Text hineinlesen und dies hat auch niemand behauptet (Hier mit dem Hitlervergleich zu kommen, ist reichlich dumm bis bösartig) - was man aber aus Heideggers Philosophie alles herauslesen (genauer: her-aus und hin-ein) kann (und dies sogar mit dem Vorzug Heidegger gelesen zu haben), was nicht antisemitisch ist, habe ich Dir versucht zu erklären - aber offenkundig verschwendete Liebesmüh. Meine Güte! Falls Du es noch immer nicht verstanden hast: Es geht um eine Verhältnisbestimmung, und wenn Du schon "postmoderner Skeptizismus" (was soll das sein?) sagst, dann sage ich es geht um etwas, hört!, hört!: dialektisches! Und das heißt at minimum: An-sich, Für-sich, An-und-für-sich, nicht einfach für-sich, nicht einfach nur: Es gibt einen Interpreten, der sagen kann, was er will (Im Übrigen: That's more your position, nur verwechselst Du Deine Interpretation mit dem Gegenstand - Du sagst es ja so schön: "ins Verhältnis setzen muss" - eine Zwecksetzung als Objektive, hört, hört! Klingt so schlimm wie bei Heidegger himself). Und dass Du auf meinen Beitrag antworten respektive, dass ich Dich kritisieren konnte, gibt uns ja doch etwas, was nicht einfach beliebig ist - es ginge darum plausibel zu argumentieren. Dafür könnte man sich auf etwas beziehen. Wenn dies aber nun Resultat der "Diskussion" sein soll, dann ist dies gelinde gesagt traurig, um nicht gar zu sagen: unter allem Niveau.

Trotzdem: A nice stay,

ein geneigter LeseR

PS: Du könntest in Deinem Beitrag zu diesem Naziaufmarsch zusätzlich zu Deiner "antriebslosen" Fotostrecke, wenigstens die heroische Gegenkundgebung erwähnen...

Leonard Zelig said...

Von einer Gegenkundgebung habe ich nichts mitbekommen. Bei Naziaufmärschen wird mir immer ganz schlecht, so dass ich die Demonstration nicht komplett begleitet habe.

Und was den Heidegger angeht, verstehe ich offenbar nicht was denn nun eigentlich der Punkt sein soll. Ich habe nie behauptet, es gäbe lediglich eine Art den Mann zu lesen. Mein Punkt ist vielmehr der, dass es nicht möglich ist Heidegger zu lesen ohne seinen Antisemitismus und sein ganz praktisches Engagement in Sachen Judenmord zu berücksichtigen. Und das nicht etwa, weil der Mann einfach ein Nazi ist, was er ja war, sondern weil er wie ein Nazi denkt. Nun kann man von mir aus diesen oder jenen interessanten Aspekt in dieser Philosophie betonen, aber den Mann in eine Reihe mit Kant, Hegel und anderen Philosophen zu stellen, so als sei es für das "Werk" vollkommen irrelevant, wenn jemand es toll findet Juden umzubringen? Deshalb auch der "dumm bis bösartige" Hitlervergleich, denn in die Reihe prominenter Nazis gehört der Mann eben auch.

Anonymous said...

Und da hast Du doch eine Lesart angenommen. Meine Güte, wie schwer kann das denn zu verstehen sein?
Wenn Du sagst, dass dieser Mann "wie ein Nazi denkt", dann ist dies eine Lesart - (woher nimmst Du im Übrigen die Kriterien zu dieser Aussage? Zumindest nach unseren Unterhaltungen würde ich die erstmal unter Ressentiment subsumieren, weil von Dir noch keine Prüfung geleistet wurde).
Der Widerspruch springt doch ins Auge. Was nicht passt, wird passend gemacht, selbst, wenn man der Logik spottet. Für ein Werk ist es als philosophisches nicht "vollkommen irrelevant", wie sich der Autor gebärdet, aber auch nicht "vollkommen relevant". Von daher ist die Reihe Kant, Hegel, Heidegger, Adorno etc. etc. legitim, weil dies Namen sind, die gewisse Texte tragen, die man als Arbeit am Begriff kennzeichnen könnte (wie schlecht dies bei Heidegger auch immer in wesentlichen Fragen abläuft).

Leonard Zelig said...

Jo, der Mann denkt wie ein Nazi. Das schließt nicht aus, dass an dieser oder jener Stelle vielleicht ein Gedanke stecken mag, der vom ganzen Rest isoliert brauchbar sein könnte (beim Lesen von Heidegger wird mir genauso schlecht, wie wenn ich Naziaufmärschen zusehe und deshalb habe ich nie wirklich Lust gehabt, mich näher in den Mann hineinzudenken). Ich sage nicht, dass es nicht möglich ist, den Mann anders zu interpretieren und da vielleicht etwas anderes herauszufiltern. Klar kannst Du Hegel und Heidegger in eine Reihe stellen, aber dann würde ich Dir eben vorwerfen, dass Du einen Nazi mit einem Aufklärer vergleichst und damit der Logik spottest, die Du Dir hier auf die Brust klebst.

Anonymous said...

Hahahahahaha! Zelig, Sie alter Besserwisser! Dann hast Du doch EINE Interpretation angelegt! Du hast ein Moment "aufklärerisch" zu dem werden lassen, was beide Philosophien in "Typen" einteilen soll, Du hast also eine bestimmte Interpretation gewählt... Und was ist an einem type/token-Modell aufklärerisch in heutiger Zeit? Das ist langweiligster Manichäismus. So kannst Du kein Besonderes denken! Und Aufklärer sollen ja an Individuellem interessiert sein, nicht wahr? Der Unterschied von Hegel und Heidegger müsste wahrlich besser argumentiert werden, da reicht kein "Nazi" und kein "Aufklärer"-Aufkleber aus...

Leonard Zelig said...

Dass Heidegger Nazi war ist ein "Aufkleber"? In dieser Hinsicht gibt es nur eine Interpretation. Wer da etwas anderes sagt relativiert.