1/11/2008

Neues über NIE

Aharon Zeevi Farkash schätzt für das Jerusalem Center for Public Affairs den NIE-Bericht der US-Geheimdienste ein und bringt auf den Punkt, wie beängstigend die Situation ist: "In my view," schreibt er, "any distinction between Iranian military and civilian nuclear programs is artificial. The enrichment of uranium, critical to both civilian and military uses, is continuing. Once they have enough enriched uranium, they will be 3-6 months away from building a nuclear bomb if they decide to do so." Vor allem befürchtet der ehemalige IDF-Geheimdienstchef: "So, ironically, the NIE opens the way for Iran to achieve its military nuclear ambitions without any interference."

In seinem Text erklärt Farkash, der bei diversen Gelegenheiten mit europäischen Politikern in Kontakt kam, die Haltung der Europäer: "The Europeans said they did not understand why Israel was trying to scare them with a nuclear military threat since they had lived with such a threat during the Cold War. They were also of the opinion that, in the end, if Iran did achieve a nuclear military capability, the U.S. and Israel would solve the problem, and I believe this remains their attitude today."

So wie es aussieht, bleibt man in Israel auf dem Boden der Tatsachen. Etwas anderes bleibt dem jüdischen Staat auch gar nicht übrig, denn wie Matthias Küntzel in seiner sehr lesenswerten Beurteilung des NIE-Papiers betont, reicht bereits die bloße Existenz von Nuklearwaffen aus, um Israel existenziell zu gefährden:
In 2003 hatten sich die USA der Politik der Europäer angeschlossen und die Existenz eines nicht-waffenrelevanten Atomprogramms im Iran akzeptiert. Heute scheint Amerika den zweiten Schritt vollzogen und sich auch mit dem waffenrelevanten Programm – „Iran’s declared civil work related to uranium enrichment“ – abgefunden zu haben. Mit anderen Worten: Dem Iran wird zwar ein „Waffenprogramm“ und der unmittelbare Besitz der Bombe verwehrt – nicht aber unbedingt die Bereitstellung der hierfür erforderlichen Technologie. Mit dieser Bereitschaft hätte Iran sein Ziel jedoch erreicht: So würden nach einer Umfrage 27 Prozent der israelischen Juden ihrem Land den Rücken kehren, falls das Regime die technischen Voraussetzungen für die Bombe besitzt. Kein Staat kann einen derartigen Exodus seiner Eliten verkraften. Israels Verteidigung beginnt mit der Verhinderung der iranischen nuklearen Option.
Die Mullahs dürfen nie in den Besitz von Atomwaffen kommen, sind aber dank der US-Geheimdienste auf dem besten Weg dahin. Es handelt sich um eine Situation, die bedrohlicher nicht sein könnte und eine Lösung ist - einmal abgesehen von einem israelischen Militärschlag - nicht in Sicht.

Update
Beim Wadi-Blog wird ebenfalls auf die Einschätzung von Aharon Zeevi Farkash eingegangen. Dort war man sogar schneller als ich.

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