12/10/2007

Kazem Darabi freigelassen

Am 17. September 1992 stürmten zwei bewaffnete Männer etwa um elf Uhr nachts in das berliner Restaurant Mykonos. Sie begaben sich in ein Hinterzimmer riefen auf persisch: "Ihr Hundesöhne" und erschossen den Generalsekretär der Demokratischen Partei Iranisch-Kurdistans, Sadegh Sharafkandi, die DPK/I-Funktionäre Fattah Abdoli und Homayoun Ardalan sowie den iranischen Dolmetscher Nouri Dehkordi. Alle vier waren Mitglieder der iranischen Opposition, die an einem Kongress der Sozialistischen Internationale teilnahmen. Ihre Mörder waren vom Regime in Teheran beauftragt worden.

Einer der Täter, Kazem Darabi, wurde heute vorzeitig aus der Haft entlassen. Sein Komplize Abbas Rhyael wurde bereits am vergangenen Donnerstag in den Iran abgeschoben. Darabi arbeitete im Auftrag des iranischen Geheimdienstes VEVAK als Verbindungsmann zwischen dem Regime in Teheran und den Terroristen von der Hizbullah.

Es ist davon auszugehen, dass die beiden Mörder freigelassen wurden, weil die Bundesregierung sich mit den Mullahs in friedlichem Einvernehmen geeinigt hat:
Sowohl bei den Angehörigen der Opfer des Mykonos-Anschlags wie auch bei den israelischen Regierung hat das für Verstimmung gesorgt. Der Verdacht: Deutschland hat einen Deal mit dem Regime in Teheran geschlossen, das seit Jahren energisch auf die Freilassung der Mykonos-Attentäter dringt. Auch vor massiven Erpressungsversuchen schreckte Teheran dabei nicht zurück. Zwar wird in Berlin versichert, die Freilassung folge lediglich üblichen Standards und erfolge nicht auf politischen Druck. Doch sogar Regierungsmitglieder halten eine Absprache mit Teheran für gut denkbar. „Ich habe keine Ahnung von den Hintergründen“, sagt ein Kabinettsmitglied, „aber wahrscheinlich ist das so gelaufen“
Das ist nicht weiter verwunderlich. Die deutsche Politik geht davon aus, dass man islamischen Terroristen am besten begegnet, indem man ihnen gibt wonach sie verlangen. Wenn zum Beispiel Al Qaeda oder eine andere sunnitische Mörderbande im Irak deutsche Staatsbürger entführt, lässt man den Terroristen unter der Hand Geld zukommen, mit dem diese weitere Aktivitäten finanzieren können und ihre Geisel entlassen. Das ist die Deutsche Art den Islamisten zu helfen: Man belohnt sie.

Dasselbe Verhältnis hat man zum Iran: Beim Hizbollah-Mann Darabi und seinem Komplizen handelt es sich nicht um herkömmliche Mörder, sondern um islamische Terroristen, hinter denen das Regime in Teheran steht. Und die Mullahs haben den Deutschen mächtig Druck gemacht, denn sie wissen, dass man in Berlin bereit ist einzuknicken.
Doch Teheran setzte sich auf allen Ebenen für die Freilassung ein – und keineswegs nur mit diplomatischen und rechtsstaatlichen Mitteln. So wurde 1999 der im Iran lebende deutsche Geschäftsmann Helmut Holter wegen seiner „unsittlichen“ Beziehungen zu einer Muslimin zum Tode verurteilt. Beobachter sind überzeugt, dass damit die beiden Mykonos-Attentäter freigepresst werden sollten.

Einen weiteren Vorstoß dieser Art unternahm der Iran im Jahr 2005. Der Tourist Donald Klein, der bei einer Segeltour – versehentlich, wie er glaubhaft versichert – in iranisches Gewässer geriet, wurde als angeblicher Spion inhaftiert. In beiden Fällen, so war aus gut informierten Kreisen zu hören, signalisierte Teheran die Bereitschaft, die Verurteilten gegen die Mykonos-Attentäter auszutauschen. Klein selbst, der im März dieses Jahres nach 18 Monaten frei kam, erzählte später: „Im Knast sagten sie mir: Du bist für Darabi hier.“
Die Freilassung von Darabi und seinem Komplizen dürfte im Iran Anlass zur Freude sein: Auch beim nächsten Auftragsmord kann man sich der Hilfe durch die Bundesregierung gewiss sein.

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