3/08/2008

Wendys Welt

Man möchte sich eigentlich gar nicht erst darüber äußern, wenn irgendwelche dahergelaufenen Linken sich über die Kriegsverherrlichung auf diesem Blog beschweren. Da es sich hier jedoch um Leute handelt, die stolz darauf sind, als Kind Pferdecomics gelesen zu haben, möchte ich zumindest ein paar Sätze darüber verlieren.

Bei einem Blog namens Wendy ist folgendes zu lesen:
Als vor kurzer Zeit ein Mitglied der Hisbollah-Miliz bzw. -Partei durch einen israelischen Autobombenanschlag getötet wurde - und natürlich wie immer die Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung äußerst gering war - da jubelten die “antideutschen” Kriegsbeobachter_innen und gratulierten dem Mossad zu seinem Kriegserfolg.
Während ich mich in jungen Jahren an den Geschichten von Captain America und seinem kleinen Freund Bucky erfreut habe, die den Nazis so richtig auf die Schnauze hauen, hat man bei Wendy gelernt, dass Gewalt immer falsch ist. Vermutlich habe ich nicht nur meine Überzeugung, dass man mit Gewalt bei Antisemiten den besseren Ton anschlägt, von Captain America übernommen, sondern habe es wegen Cap auch versäumt zu lernen, dass hinter jedem in die Luft geflogenen Hisbollah-Terroristen der Mossad steckt. Nichteinmal bei den notorischen Antisemiten in Syrien, wo die Autobombe hochging, wollte man sofort an ein jüdisches Komplott vermuten und nahm ersteinmal Palästinenser fest. In der heilen Welt von Wendy sieht man das anders und weiß genau wers gewesen ist.
Schon erstaunlich, wie immer nur die heroischen Seiten des Krieges hervorgekehrt werden und sich über die unerfreulichen Sachen Schock und fassungslose Überraschung breitmachen… aber das ist keine Übung, die von unseren Blödianen erfunden wurde.
Nun ja: Die Hisbollah scheint ihren Mann gerächt1 zu haben, 9 Kinder und Jugendliche sind tot, es gibt zwischen einem und drei Dutzend Verletzte2.
Wer jubelt nun? Zumindest die Hamas hat den Anschlag angeblich “als natürliche Reaktion” auf die blutige und brutale “Offensive” Israels in Gaza bezeichnet.
Ein toter Massenmörder, der sich seine Zeit damit verbracht hat Juden umzubringen ist etwas gutes. Bei Wendy ist es hingegen nur die Ursache dafür, dass sich ein wildgewordener Palästinenser ein Maschinengewehr nimmt und jüdische Religiönsschüler ermordet.

Das ist nicht nur ziemlich dämlich, sondern auch mit der Begründung für diesen Schwachsinn nimmt man es nicht besonders genau. Erst ist der Terroranschlag eine Rache der Hisbollah, dann soll es die Hamas gewesen sein. Wer jubelt nun? Der palästinensische Mob in Gaza, der sich so darüber freut, dass ein paar Juden umgebracht wurden, dass er Süssigkeiten verteilt. Aber das ist eben Krieg:
So ist das eben, wenn Krieg ist. Es sterben Menschen auf beiden Seiten. Innerhalb eines Monats hat es also weit über 200 PalästinenserInnen erwischt, einen Fundamentalisten, 9 israelische Kinder und einen Attentäter.

Es ist Krieg, Leute. Kein Krieg um hohe Ideale oder gar für das Überleben möglichst vieler jüdischer Menschen (nach Definition des israelischen Staates und Selbstdefinition).
Macht, Einfluss, Territorium, wie immer. Die Vertreter, die die Leute, die seit Jahrzehnten mit den israelischen Staatszwecken in Konflikt geraten, sich ausgesucht haben, um (vermeintlich) ihre Interessen auszufechten sind natürlich auch um keinen Deut besser.
Jetzt wird es unverständlich! Welche Vertreter sind hier gemeint? Wer gerät mit israelischen Staatsinteressen in Konflikt? Ach, egal. So ist das eben, wenn Krieg ist. Es verhält sich nämlich so, dass Krieg nicht von irgendwem begonnen werden, sondern sie sind einfach da. Und da sind alle gleichermassen dran Schuld, denn allen geht es doch um Macht, Einfluss, Territorium. So wie immer. Es verhält sich nicht so, dass die arabischen Staaten Israel von Anfang an den Krieg erklärt haben - und das mit martialischen Erklärungen, in denen davongesprochen wurde, dass man es darauf angelegt habe, den Holocaust zu wiederholen. Nein: Die Vertreter, die die Leute, die seit Jahrzehnten... Ja, niemand ist um keinen deut besser, als jemand anderes.

Jemand der soetwas schreibt sollte lieber dabei bleiben zu reiten und Wendy zu lesen und nicht mit seinem Quatsch das Internet verstopfen.

2 comments:

telegehirn said...

Wendy ist leider beim Reiten viel zu oft vom antiimperialistischen Gaul voll in die Scheiße gefallen und das merkt man noch heute.

Leonard Zelig said...

Jupp. Ich ärgere mich mittlerweile überhaupt etwas über solch einen Spinner geschrieben zu haben. Ich habe das gesammte Ausmaß der Dummheit zu spät erkannt.