3/21/2008

Noruz a tan Mubarak!

Gestern wurde im Iran das Noruz-Fest gefeiert, das persische Neujahr. Obwohl diese Feierlichkeiten auf vorislamische Zeiten zurückgehen, ist Noruz so populär, dass selbst Ahmadinedjad eine Neujahrsansprache halten muss. Dabei muss gerade ihm, der sich immer wieder auf Chomeini und die Islamische Revolution beruft, eine Tradition zuwider sein, die sich auf das alte Persische Reich bezieht.

Die Noruz-Feierlichkeiten zeigen, dass es unter dem Deckmantel der islamischen Herrschaft einen anderen Iran gibt, ein Land in dem es mehr religiöse Vielfalt gibt, als seinen Machthabern recht ist. Während das Fest im ganzen Land gefeiert wird, nimmt es lediglich in den religiösen Kalendern der Bahais und der Zoroastrier einen wichtigen Stellenwert ein. Dieser Umstand hat den islamischen Machthabern im Iran noch nie gefallen, weshalb sie diverse Versuche unternahmen, Noruz zu beseitigen:
There have been major attempts by the Muslim rulers over the centuries to minimize it, ban it or get rid of it once and for all. The reasons for their failure should be sought in the spirit of this festival. Contrary to the Islamic traditions where death and martyrdom mark all the major rituals, No Ruz is a celebration of life.
Da es nicht gelungen ist, Noruz abzuschaffen, versucht die Regierung, die Feierlichkeiten für sich in Anspruch zu nehmen. Die iranischen Propagandamedien sind voll von Berichten über Noruz, in denen versucht wird, das Fest mit islamischen Vorstellungen in Einklang zu bringen. In der Teheran Times wird beispielsweise beschrieben, welche Rolle Frauen dabei spielen, die Feierlichkeiten vorzubereiten. Beim Lesen solcher Artikel wird deutlich, wie wenig die Träume der Mullahs von denen anderer männlicher Chauvinisten abweichen: An Noruz ist die iranische Frau selbstverständlich damit beschäftigt, zu putzen, zu kochen und die Wohnung zu dekorieren.

Das Bemühen, Noruz eine islamische Bedeutung zu geben kommt vor allem in den offiziellen Feierlichkeiten zum Ausdruck. Ahmadinedjad erklärte beispielsweise, das Fest sei "ein Symbol der Einheit aller friedliebenden und rechtschaffenden Menschen", eine sehr interessante Äußerung, wenn man bedenkt, dass es gerade die Vielfalt ist, die an Noruz zum Ausdruck kommt. Der Vorredner des iranischen Präsidenten betonte, das Fest stifte nicht nur nationale Einheit, sondern auch islamische Solidarität.

In seiner Fernsehansprache erklärte Ahmadinedjad:
Iranian nation has identified the gem of monotheism and of Noruz from depth of history and has safe-guarded it well and today it is offering it to mankind. Noruz is the key to solidarity and benevolence, love and passion, allegiance with the good, justice and monotheism...
Hinter dieser Fassade, die aus Noruz ein islamisches Fest im Sinne der Mullahs macht, verbirgt sich jedoch die Angst des Regimes vor der eigenen Bevölkerung. Bereits im Vorfeld der diesjährigen Feierlichkeiten erklärte der iranische Polizeichef, für Noruz würden besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Iran’s police chief has vowed to keep “repeat offenders” in prison throughout the entire Persian New Year period which lasts until April 3 even if their jail terms expire.

Brigadier General Ismaeil Ahmadi-Moghaddam, the commander of Iran’s State Security Forces, on Wednesday said, “With the cooperation of the judiciary, repeat offenders who are arrested will be incarcerated until the end of the holiday period”. His remarks were carried by the government-owned news agency Fars.

“Among the steps we are taking is increasing police patrols, and arresting and detaining repeat offenders”, said Ahmadi-Moghaddam, who is himself a relative of hard-line Iranian President Mahmoud Ahmadinejad.
Besonders am letzten Mittwoch im alten Jahr, an dem das sogenannte Feuerfestival stattfindet, kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Regierung und Opposition. Der Nationale Widerstandsrat des Iran schreibt über diesen Tag:
Der letzte Mittwoch des iranischen Jahres ist jedes Jahr ein Alptraum für das Mullahregime im Iran, weil Männer, Frauen und Kinder zu Tausenden im ganzen Land auf die Straße gehen, um das traditionelle Feuerfestival zu begehen.
Auch dieses Jahr kam es zu Auseinandersetzungen zwischen dem iranischen Widerstand und den Sicherheitskräften der Mullahs. Auch die besonderen Sicherheitsvorkehrungen des Regimes konnten die Bevölkerung nicht davon abhalten ihren Unmut die Islamische Republik zum Ausdruck zu bringen:
Men, women and children turned the occasion into in all out show of the popular discontent with mullahs. Burning pictures of mullahs’ supreme leader and its president Mahmoud Ahmadinejad was common place in the major cities such as Tehran, Kermanshah, Ahwaz, and Isfahan to small remote townships.

The common slogan among youth was: “Death to Ahmadinejad”, “Death to Khamenei”, “Canons, Tanks in combating people would back fire.”

Loud noise of fire crackers and on occasions concoction grenades could be heard from blocks away.

“In less than thirty minutes 20 different places were set on fire in the capital,” reported the semi-official news agency Fars on Tuesday night.
Das ist natürlich ein gutes Ende für das alte und ein umso besserer Beginn des neuen Jahres.

Während man hierzulande so gut wie gar nichts über diese Auseinandersetzungen im Iran mitbekommt, gehört es im Weißen Haus mittlerweile zur Tradition, eine Presseerklärung an Noruz zu veröffentlichen. In einem Interview mit der Persischen Abteilung der Voice of America antwortete Mr. President auf die Frage, was er der iranischen Bevölkerung an diesem Tag mitzuteilen habe, wie folgt:
Well, first, Nowruz a tan Mubarak. Secondly, that the people of the United States respects the people of Iran; that we respect the traditions of Iran, the great history of Iran. We have differences with the government, but we honor the people, and we want the people to live in a free society. We believe freedom is a right for all people and that the freer the world is, the more peaceful the world is.
Wollen wir hoffen, dass der Widerstand im Iran dazu beiträgt, den Menschen dort ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit dem Regime entgegenzutreten zeigen, dass sie darauf vorbereitet sind, die Unterdrückung durch die Mullahs hinter sich zu lassen. Auf ein gutes Neues Jahr!

Noruz a tan Mubarak!


Die Noruz Feierlichkeiten im letzten Jahr in New York

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