6/28/2009

Guillard geht Demonstrieren

Erinnert sich jemand an die Kampagne "10 Euro für den irakischen Widerstand"?. Damals sammelte die radikalpazifistische Vorhut der deutschen Friedensbewegung Spenden für die Terroristen im Irak. An vorderster Front mit dabei: Joachim Guillard. „Ich denke," kommentierte er die Aktion im Interview mit Panorama, "die Friedensbewegung sollte genau für dieses Recht der Iraker eintreten, und was die Iraker tun können, was ich auch für vernünftig halte, ist, den Besatzungstruppen entsprechende Verluste zuzuführen.“ Mittlerweile sitzt der Mann im "wissenschaftlichen" Beirat von CASMII, einer hiesigen Cheerleadertruppe Ahmadinedschads. Wenn er gerade kein Geld für die Suicidebelts der irakischen Guerilla sammelt, ist er "Verfasser zahlreicher Fachartikel zum Thema Irak und Mitherausgeber bzw. -autor mehrerer Bücher, Ko-Organisator der internationalen Irak-Konferenz 2008 in Berlin".

Seine "Fachartikel" veröffentlicht er unter anderem auf seinem Blog, wo er munter drauflosplappert. Was der Mann da schreibt unterscheidet sich nicht sonderlich von dem, was in den letzten Tagen von der Islamischen Republik zu hören war. "[W]arum," fragt er zum Beispiel, "sind sich alle so sicher, dass die USA & Co. ausgerechnet jetzt einmal nicht die Hände im Spiel haben?"
Es verwundert daher, wie wenig Augenmerk die begeisterten Unterstützer der „grünen Revolution“ hierzulande darauf verwenden, dass der Iran seit vielen Jahren im Visier der westlichen Mächte steht. Das Land hat bekanntlich neben Saudi Arabien und dem Irak die weltgrößten Ölreserven. Nach dem Ausschalten des Iraks als Regionalmacht ist Iran die stärkste Macht der Region, die von den imperialistischen Staaten zuvor geförderte "Balance of Powers" ist dahin. Dies ist für die USA ein inakzeptabler Zustand, egal wer Präsident ist.

Die bisherige Politik gegen den Iran bestand aber nicht nur aus Kriegsdrohungen und Sanktionen, sondern auch aus verdeckten Operationen und der Unterstützung iranischer Oppositionsgruppen.
Die Massen, die im Iran demonstrieren, wurden - wenn es nach Guillard geht - von den Amis aufgewiegelt und erfüllen die Ziele der Imperialisten. An Wahlfälschung möchte Guillard nicht glauben: Es handele sich bei den Unstimmigkeiten um "Fehldeutungen" "der westlichen Medien". Ohnehin würden über den Iran jede Menge Gerüchte verbreitet. "Dass die Bilder brutaler Polizeieinsätze gegen die politische Opposition in den Straßen Teherans die Welt schockierten," fasst er einen "kritischen" Bericht von Robert Fisk zusammen, "sei völlig richtig. Doch niemand habe Vergleiche gezogen mit Polizeikräften, die Demonstranten in den Straßen Westeuropa verprügelten." Dass diese Vergleiche nicht gezogen wurden, weil die Polizei in Europa nicht auf Demonstranten einschießt, kommt Guillard nicht in den Sinn. Vielleicht ist er ja der Meinung, dass der iranischen Bevölkerung "entsprechende Verluste" zugeführt werden müssten.

Nichts anderes hätte man von Guillard erwartet. Dass die Organisatoren einer Demonstration für "Solidarität mit der iranischen Bevölkerung" in Heidelberg so blöd sein würden, Guillard auf ihre Kundgebung einzuladen, überrascht hingegen:
Einige der iranischen Organisatoren der Demonstration "Solidarität mit der iranischen Bevölkerung" v. 26.6.09 in Heidelberg hatten mich eingeladen, eine Rede zu halten. Kurz vor der Kundgebung blockierten dies aber einige Mitorganisatoren, nachdem sie mein Manuskript inspiziert hatten. Mein dezent geäußerter Zweifel an einem Wahlbetrug, vor allem aber meine strikte Ablehnung einer westlichen Einmischung würde sich direkt gegen das Hauptziel der Demo richten. Wenn dies so ist, dann war ich offensichtlich auf der falschen Demo.
Hoffentlich hat Guillard Recht. In seiner Rede hätte er all den Quatsch wiederholt, den er auf seinem Blog absondert, nur eben in komprimierter Form. Hinzu kommt lediglich ein appellatorischer Impetus. Es ist kaum vorzustellen, dass solche Forderungen auf einer Demonstration für "Solidarität mit der iranischen Bevölkerung" Platz gehabt hätten: ""Es ist meines Erachtens nicht Sache der Friedensbewegung oder anderer deutscher Parteien und Organisationen sich in irgendeiner Form in den gegenwärtigen Machtkampf einzumischen, sich auf die Seite irgendeiner Partei zu schlagen."Einige der Teilnehmer", behauptet Guillard jedoch, "teilten durchaus meine Bedenken bzgl. Wahlbetrug, westlicher Einmischung etc."

Vermutlich ist diese Aussage ähnlich fundiert, wie die übrigen "Fakten", die von Guillard angeführt werden. Eine Demonstration zur Unterstützung der Demonstrationen im Iran, die dazu aufruft, sich nicht in die Angelegenheiten der Islamischen Republik einzumischen, hätte sich selbst überflüssig gemacht.

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