6/22/2009

Einschätzung der Lage im Iran am Montag

Aus den heutigen tweeds lässt sich das folgende Szenario konstruieren. Wie immer mit Unzuverlässigkeiten:

In Teheran fand eine Demonstrationen im Gedenken an "Neda" und die anderen Demonstranten statt, die am Samstag ermordet wurden. Zunächst heißt es in einem tweet "Heute ist es ruhig, es ist überall Polizei und Bassidj patroullieren die Straße mit ihren Knüppeln". Etwa gleichzeitig kommen die Meldungen über die Drohung der Revolutionsgarden. Hunderte, heißt es in einer Meldung hätten sich in Teheran versammelt. An anderer Stelle ist von 1.000 Personen die Rede, irgendwann wird sogar die Zahl 10.000 genannt.

Die Truppen des Regimes beziehen ihren Stützpunkt angeblich im Laleh-Park und im Shiroudi-Stadion. Es soll sich ebenfalls um "hunderte" handeln. In einigen tweets wird sogar berichtet, dass mehr Polizisten und Bassidj auf der Straße sind als Demonstranten.

Die Demonstranten halten Kerzen; gegen 17:50 Ortszeit greift die Polizei an und versucht die Menge auseinanderzutreiben. Sie verwenden Tränengas und schießen in die Luft. Die Demonstranten legen Feuer und werfen Steine. Die Menge wird schließlich auseinander getrieben.

Danach kommt es an unterschiedlichen Orten zu einzelnen Gefechten. Nun hört man, dass Scharfschützen auf den Hausdächern Stellung bezogen haben und die U-Bahn-Stationen von den Regimetruppen bewacht werden. Zwischendurch wird von 3.000-5.000 Leuten gesprochen und es von Sitzblockaden berichtet. Angeblich verteilen sich die Auseinandersetzungen auf die wichtigsten Hauptstraßen. Nun wird sogar von 50.000 Menschen gesprochen, die gegen das Regime demonstrieren. In den nächsten Stunden wird immer wieder von Auseinandersetzungen berichtet. Sie schreien angeblich: "Wir haben keine Angst zu sterben, wir fürchten das Leben!"

Außerdem wurde das Kalameh-Zeitungsgebäude in Teheran von Bassidj-Milizen überfallen.

In Shiraz, Mashhad und Ahwaz soll es zu ähnlichen Gedenk-Demonstrationen gekommen sein.
In Tabriz kam es angeblich zu heftigen Gefechten, die mit den Auseinandersetzungen in Teheran am Samstag verglichen wurden.

Auf seinem Blog berichtet Azad Andish:
On Monday, June 22, a large crow of protesters in Tehran gathered in a square formerly called Haft-e Tir, but are being violently suppressed and beaten by the Iranian regime’s State Security Force (SSF). At the time of reporting, there are still scattered crowds present at the square.

Helicopters are hovering at a low altitude over the protesters. A large number of anti-riot vehicles and agents have been stationed in the area to prevent the formation of a larger crowd. Still, vast crowds of people from surrounding streets continue to join protesters who have converged at the square.

Simulatenesouly, small gatherings have also formed at Enghelab Square, Fatemi Square, Sadeghieh Square, and the Abbasabad district.

At Ferdowsi Square, the anti-riot unit has been stationed to create an atmosphere of fear and terror.
Bei youtube finden sich das folgende Video, das angeblich heute aufgenommen wurde:



Bei Facebook habe ich weitere Videos gefunden, die aber nicht der Rede wert sind. Sie zeigen ebenfalls nur kleine Ansammlungen von Menschen und ich bekomme sie hier nicht hochgeladen. Obwohl zwischendurch auch Zahlen von 20.000 und 30.000 Personen genannt wurden (und wie oben erwähnt sogar 50.000), ist davon auszugehen, dass heute wesentlich weniger Leute auf der Strasse gewesen sind als gestern und vorgestern. Die Demonstranten sollen sich an unterschiedlichen Orten versammelt haben und das Video legt nahe, dass Revolutionsgarden, Polizei und Bassidj heute in der Mehrheit waren. Außerdem scheint sich das Regime die strategisch wichtigen Orte gesichert zu haben. U-Bahnstationen und Hausdächer sind in den Händen der Mullahs. Offenbar haben die Regierungstruppen in Teheran zwei Stützpunkte aufgeschlagen und sind darauf vorbereitet länger in der Stadt zu bleiben.

Es sieht also so aus, als würden sich die Auseinandersetzungen noch eine ganze Weile hinziehen. Nun ist zu hoffen, dass sich so viele Leute wie möglich am morgigen Streik beteiligen und das Regime dadurch geschwächt wird. Die iranische Wirtschaft ist sensibel und ein Generalstreik könnte ernste Konsequenzen haben.

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